Nachdem ich mich jeden Tag auf dem Weg zum Mittag essen dieser Aphrodite erfreue (die vor einigen Jahren ein mittleres Erdbeben in meinem derzeitigen Wohnort ausgelöst hat), durfte ich nun auch den Schöpfer dieser Skulptur einmal live erleben.
Ein sympathischer, charmanter, gut gekleideter Herr macht mit professionellen Musikern das, was ihm Spass macht. Diese Art von Musik liegt zwar nicht unbedingt auf meiner Linie, jedoch ich kann den Spass der Herrschaften nachvollziehen.
Nach einer Woche anstrengender Projektarbeit in der Filiale einer grossen französischen Bank mitten im Herzen von Köln mache ich heute (Freitag, den 1.10.) das erste Mal
relativ früh Feierabend und streife auf den Spuren des Plan 10 durch die Stadt und fotografiere mit meinem iPhone das, was mir auf- und gefällt.
Ein Strassenmusiker, der 1 Euro
pro Bild verlangt (eine akzeptable Art, sein Geld zu verdienen, finde ich):
Auf der Herrentoilette der Kunstbar direkt am Hauptbahnhof:
Vor und in der Kunstbar wird ein faszinierendes Projekt der Künstlerin
Birgitta Weimer vorgestellt, das vorerst nur in virtueller Form
existiert.
Rotglühend steht das Ellipsoid auf der langen geschwungenen Mauer
zwischen der Domplatte und dem Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofs. Ein
von innen illuminierter Körper, der so weit über die Bugspitze
hinausragt, dass er sich kurz vor dem Herabstürzen zu befinden scheint. (Birgitta Weimer)
"Der Träumer vermag häusergrosse Eier tanzen zu lassen." (Hans Arp)
"Ich gebe Ihnen, indem ich Ihnen ein Ei schenke, das ganze Universum." (Pierre de Ronsard, 16. Jh.)
Obige Zitate sind dem beeindruckenden Präsentationsvideo für dieses Projekt entnommen, in dem u.a. Bezug genommen wird auf das Ei als Keimzelle des Lebens, auf die Schöpfungsmythen verschiedener Kulturen sowie auf den russischen Astrophysiker Andrej Linde.
Der russische Astrophysiker Andrej Linde hat das Modell vom Blasenuniversum entworfen. Danach werden wie in einem kosmischen Schaumbad immer wieder neue Blasen - sprich Universen - geboren, die aus älteren Universen hervorgehen. Die Bewohner neuer Blasen denken immer, der Beginn ihrer Blase sei der Big Bang. Doch es ist nur ein Small Bang, der ein neues Universum in einer Vielzahl anderer Weltalle neu erzeugt. Dieser ganze "Raumzeit-Schaum" ist in ständiger Bewegung: Universen werden geboren und vergehen wieder, auf einer unendlichen Zeitlinie, die jegliches menschliches Vorstellungsvermögen sprengt. (ebenfalls zitiert aus dem Video von Birgitta Weimer)
Ich bin von Birgitta Weimers Arbeiten so beeindruckt, dass ich mir auch noch einen Ausstellungskatalog von ihr kaufe. Einen guten Eindruck von ihren faszinierenden Arbeiten bekommt man auf ihrer Homepage.
Vor der Kunstbar spricht mich ein freundlicher, sympathischer, älterer Herr an und erklärt mir einiges zu diesem Projekt. Später erfahre ich, dass es sich bei diesem Herrn um einen gewissen Christian Schaller handelt, der (in Nachfolge seines Vaters Fritz) bestimmte Teile der Domplatte entworfen und gebaut hat und der auch das Projekt ei_2010 unterstuezt.
Ich hätte Birgitta Weimer gern einmal persoenlich kennen gelernt, leider ist sie jedoch heute nicht vor Ort, da sie mit Fieber im Bett liegt, wie ihr 'Vertreter' erwähnt, mit dem ich mich in der Kunstbar ausfuehrlich über das Projekt unterhalte. Die Domverantwortlichen unterstützen es ebenfalls. Im Moment werden Sponsoren gesucht. Es gibt jedoch noch ein Problem. Die Stadtverantwortlichen stehen dem Projekt zwar positiv gegenueber, sind jedoch verpflichtet, eine Ausschreibung zu machen. Dafür fehlt im Moment jedoch das Geld und daher kann erst einmal das gesamte Projekt nicht realisiert werden. Tja, die Bürokratie. Meine vollste Unterstuetzung haben die Initiatoren jedenfalls (auch wenn es nicht viel nützt...)
Am Hauptbahnhof:
Auf dem Weg ins Hotel Chelsea:
Im Hotel Chelsea ist heute Open House als Abschluss eines schon die ganze Woche stattfindenden Projekts, bei dem der Künstler und Kurator Markus Ambach das Hotel Chelsea zum Kulminationspunkt zwischen Künstlern, Stadt und Öffentlichkeit macht.
Die plan-Veranstalter haben den Künstler und Kurator Markus Ambach gebeten, für eine Woche Regisseur und Moderator der Hotel Chelsea Suites zu sein, einer Versammlung von internationalen Hotelgästen, die nicht nur untereinander in produktiven Kontakt treten, sondern vor allem mit dem plan-Publikum in ausschweifende Kommunikation geraten sollen. Ein Projekt, bei dem Ambach das Hotel Chelsea „zum Kulminationspunkt zwischen Künstlern, Stadt und Öffentlichkeit macht. Wo sonst gelangweilte Handlungsreisende, verstohlene Paare, glücklose Spieler und touristische Kolonialherren ihren Auftritt auf der Bühne der Stadt vorbereiten, diskutieren Künstler zwischen Federkern und Fußbassin über die Möglichkeiten, diese Stadt zu revolutionieren: ob politisch, ästhetisch, emphatisch oder enigmatisch – wo liegen die Möglichkeiten beim direkten wie unvermittelten Kontakt zwischen Kunst und Stadt?“ Die drei Stammbewohner und abendlichen Gastgeber Yvonne P. Doderer, Christoph Schäfer und Markus Ambach selbst präsentieren die oberste Etage des Hotels als offenes Haus – mit der Kippenberger-Suite(!) als zentralem Treffpunkt und Aktionsort: Hier begegnen sich Gäste aus Kunst, Literatur, Musik, Architektur, Stadtplanung, Theorie und Politik, mit Performances, Videoscreenings, Ad-hoc-Ausstellungen, Lesungen, Gesprächen und Getränken, kulinarischen Genüssen und Müßiggang im komfortabel-melancholischen Charme eines Hotels, das vor 25 Jahren im Zenit des Kölner Kunstgeschehens eröffnet wurde. (...) Die plan-Besucher können täglich ab 13 Uhr vorbeischauen oder sich mit einzelnen Hotelbewohnern verabreden. Im Laufe des Tages werden die Hotelzimmerverhältnisse vom jeweiligen Inszenator des Abendprogramms in eine Installation verwandelt. Die Besucher sind eingeladen, sich auch schon im Vorfeld mit den beteiligten Künstlern auszutauschen und ab 20 Uhr an den performativen Aktivitäten teilzunehmen. (aus dem plan 10 Prospekt)
Eine Ankündigung der Art, bei der ich immer denke, könnte einerseits sehr interessant werden, andererseits jedoch auch komplett nach hinten losgehen in dem Sinne, dass es einfach nur 'Kunst' ist und das wahre Leben lediglich interpretiert und nachspielt, ohne es in den kreativen Schaffensprozess zu integrieren. Um es direkt vorweg zu nehmen. Der Schuss ging - aus meiner Sicht - vollkommen nach hinten los. Was sehe ich also in der architektonisch viel geruehmten obersten Etage des Hotel Chelsea? Leere Getraenkeflaschen, bewusst dekorativ(?) aufgehaeufte Muellberge, an die Wand gepinnte Bettleinen sowie braune Pappschilder mit aufgemalten Slogans aus der Mottenkiste der sog. 68er Bewegung. All die Sachen, die ich damals (vielfach von Vinylscheiben kommend) lebte und als Transparent auf Demos vor mir hertrug ("Friede den Huetten, Krieg den Palaesten" etc. etc. - den Rest habe ich verdraengt, aber den kennt ja sowieso jeder). Absolut nichts Neues, Kreatives dabei, keinerlei ironische Brechung. Und das ist nun das Ergebnis eines einwoechigen kreativen Schaffensprozesses. Ich fotografiere ja gern und viel, hier jedoch entdecke ich lediglich eine beschriftete Bettdecke, die ich Lust habe, abzulichten.
Die vielgeruehmte Architektur der obersten Etage sagt mir ueberhaupt nicht zu, ich finde sie einfach nur unruhig und verwirrend. Ganz nett sind lediglich die dachterassenartigen Balkone, auf denen rotweintrinkende Besucher sitzen. Jedoch nicht zu vergleichen mit der Gemuetlichkeit und dem Charme der nicht weit vom Hotel Chelsea entfernten Wohnung incl. Dachterrasse mit Blick auf den Dom, die ich vor ca. 10 Jahren mit einer dort wohnenden Bekannten des oefteren frequentierte und in die ich fast eingezogen waere.
In der Kippenberger Suite (!) (das in der Ankuendigung gesetzte Ausrufezeichen scheint wohl sehr wichtig zu sein) luemmeln sich Besucher auf Bett und Boden und lauschen einem angetrunkenen, nicht uncharismatischen Herrn, der an Hand einer vom Laptop kommenden Bilderserie die Geschichte der Stadtentwicklung von weit vorchristlicher- bis hin zur Neuzeit zum Besten gibt. Zwischendurch weist er immer wieder darauf hin, dass er die falsche Praesentation mitgebracht habe und wesentliche, seinen Vortrag untermalende Bilder, fehlen wuerden. Ich finde den Vortrag am Anfang ganz interessant, auch wenn mir der Redner ein wenig zu selbstverliebt und oberlehrerhaft daherkommt. Er scheint eine ganze Menge (vor allem weiblicher) Fans im Publikum zu haben (und wohl auch ziemlich bekannt zu sein, obwohl ich noch nicht einmal seinen Namen weiss - und auch nicht wissen will). Irgendwann, als er in der Neuzeit angelangt ist, kommen vermehrt Slogans oder vielmehr Worthuelsen wie 'Das Ende der neoliberalen Stadtentwicklung' oder aehnliches. Vor allem das Wort 'Gentrifizierung' ist jetzt andauernd zu hoeren. Als Beispiel kreativen Widerstands von unten gegen sog. von oben oktroierte neoliberale Stadtentwicklung und Gentrifizierung werden aktuelle Massnahmen von Aktionsbuendnissen in Hamburg breit ausgewalzt. Als Beispiel fuer Kreativitaet und Innovation wird z.B. das Aushaengen von gelben, dreieckigen Wimpeln anstatt von Transparenten sowie die Rede waehrend einer Demonstration von einem Balkon aus mit schnurlosem Mikrophon dargestellt. Das schnurlose Mikrophon wird vom Redner noch mehrmals positiv besetzt erwaehnt und scheint fuer ihn der Inbegriff fuer neue, kreative Aktionsformen zu sein.
Ich gehe also wieder eine Etage tiefer, wo einige Grueppchen von Besuchern Wein oder Bier trinkend zusammen stehen oder sitzen. Sorry, dass ich das so sagen muss, aber diese Besucher erfuellen genau das Klischee der blasierten, wichtige Gespraeche fuehrenden, ach so fortschrittlichen Kuenstler und/oder Intellektuellen, die einen auf Revoluzzer machen. Das wirkt irgendwie aufgesetzt (also ganz anders als im WP8 in Duesseldorf, das ist fuer mich 'richtiges' Leben). Obwohl ich ja selten einem Schwaetzchen abgeneigt bin und mich gerade auch mit Andersdenkenden gern auseindersetze, habe ich hier ueberhaupt keine Lust, an der Kommunikation teil zu nehmen. Ich unterhalte mich per Zufall nur kurz mit dem "Kuenstler und Kurator" Markus Ambach (ich muss gestehen, ich kenne ihn nicht und habe auch keine Lust, ihn zu ergoogeln) und erfahre, dass das Projekt ein voller Erfolg war. Nun gut. Ich fuer meinen Teil beschliesse, Wein und Bier und die anderen Besucher stehen zu lassen und mache mich lieber auf den Heimweg - obwohl ich ja gestehen muss, zumindest ganz kurz daran gedacht zu haben, zu fortgeschrittener Zeit nach fortgeschrittenem Alkoholgenuss aller Beteiligten durch bewusstes Einlassen auf die dort gefuehrten Diskussionen doch noch zu meinem Spass zu kommen, nicht zuletzt auch in nonverbaler Hinsicht bei einer der anwesenden Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts.
Ich flaniere also durch das naechtliche Koeln langsam zum Hauptbahnhof und beschaeftige mich mit dem oder fotografiere das, was mich interessiert und mir gefaellt. Waere ich ein typischer Besucher des Events soeben im Chelsea Hotel, wuerde ich so etwas schreiben wie:
Ich
dokumentiere diejenigen Bezirke des oeffentlichen Raums, in denen die
Unterprivilegierten und Sprachlosen versuchen, durch subversive
Kreativitaet eine eigene Ausdrucksform zu finden und in denen sie
sich den durch neoliberale Stadtplanung und
warenfetischistisch auf Profitmaximierung ausgerichtete Markenkampagnen
segregierten oeffentlichen Raum zurueckholen.
Dann wuerde ich noch
einem kleinen Verweis auf die Situationisten einschieben und ganz
nebenbei erwaehnen, aus meinen vielen tausend entsprechenden Fotos aus
Staedten wie Amsterdam, New York, San Francisco,
Los Angeles, Koeln oder Duesseldorf, eine Ausstellung zu organisieren- nein vielmehr
ein
Projekt zu starten, das einerseits den Sprachlosen ein Forum zur Verfuegung stellt,
auf dem ihnen durch die Art der Praesentation sowie die multinationale
Gesamtschau ihre Sprache wiedergegben wird und andererseits durch Exploration und Praesentation des, nach allgemeinem Verstaendnis, als belanglos und nebensaechlich, ja schmutzig und stoerend Empfundenen, der oeffentliche Raum ein Stueck weit zu seiner urspruenglichen Bestimmung zurueckgefuehrt wird.
Zum Schluss noch ein paar Impressionen aus dem Chelsea Hotel in New York (ich weiss nicht, ob dieser geschichtstraechtige Ort bei der Namensgebung des Etablissements in Koeln Pate gestanden hat), das Charme hat, in dem man erlebte Geschichte und Dramen spuert und in dem ich mich sofort wohl fuehlte. Nein, ich habe dort nicht gelebt, sondern auf meinem Streifzug durch Chelsea und Greenwich Village lediglich der (fuer sich allein schon lohnenswerten) Lobby einen Besuch abgestattet.
I have a vision. I would like to organize a showcase:
Vibravoid from Duesseldorf, Germany, Curlee Wurlee from
Hamburg, Germany, Black Angels from California. Special Guest Ricky Shayne. He appears at any time in between and performs some of his old hits. Wonderful Gea* from New
York exhibits her drawings and pictures (and appears of course personally). The kiosk of Ricky Shayne from Duesseldorf-Flingern will be replicated and there the merchandising items of all participating artists will also be offered. Ricky Shayne plays Ricky Shayne and is the the sales man. Sponsors, pipe up!
Wussten Sie eigentlich schon, dass Steffen Peter Haas unter seinem Künstlernamen Peter Wackel (Ja wirklich!) mit dem Hit "Party, Palmen, Weiber und 'n Bier" (1999) der bundesweite Durchbruch gelang? Nein? Ich bisher auch nicht. Habe es jedoch soeben auf der Webseite von Goldstar TV gelernt. Internet bildet.
Weitere Infos zu Peter Wackel aus der selben Quelle:
Stimmungskanone Peter Wackel begeistert seit Jahren die Massen auf
Mallorca. GoldStar TV hat den Partyspaß aufgezeichnet und zu einem
Supersommerprogramm mit den Lollies, den Atzen, Tobee und vielen anderen
Spaßmachern verpackt.
Ich moechte etwas gestehen. In meinem letzten Blogeintrag war ich nicht ganz ehrlich. In den letzten 38 Tagen habe ich nicht nur ein Buch gelesen. Neben dem schon erwaehnten "Consolers Of The Lonely" habe ich noch "Cemetry Of The Bitches" von Claire Yetkin foermlich verschlungen.
Eine der Protagonistinnen dieser zum grossen Teil im suedfranzoesischen Marseille spielenden Erzehlung ist Viola, eine nicht mehr unbedingt in der Bluete ihres Lebens stehende Dame, die ihr gesamtes Leben im aeltesten Gewerbe der Welt taetig war. Sie ist eine stolze, selbstbewusste Frau. Nichts Menschliches ist ihr fremd. Vor kurzem hat sie erfahren, dass sie irgendeine unheilbare Krankheit und nur noch sechs Monate zu leben hat. Ihr selbst macht das nicht sonderlich viel aus, sie hat ihr Leben gelebt, mit seinen Hoehen und Tiefen und allem, was dazugehoert. Wenn es nur um sie gehen wuerde, waere sie ohne mit der Wimper zu zucken bereit, selbstbewusst vor ihren Schoepfer zu treten. Sie wuerde ihm schon das Passende erzaehlen. Vielleicht koennte er sogar noch was von ihr lernen. Jedoch da ist noch ihre 22-jaehrige koerperlich und geistig behinderte Tochter Anna, die ihre Mutter noch nicht einmal erkennt, wenn sie regelmaessig von ihr besucht wird. Anna lebt in einem privaten Pflegeheim und ein nicht unerheblicher Anteil aus Violas Einkommen fliesst in deren Kassen. Wer sorgt fuer Anna, wenn sie nicht mehr da ist? So viel Geld auf der hohen Kante, um Anna lebenslang die beste Pflege zukommen zu lassen, hat sie nicht.
Inspiriert von den menschlichen Abgruenden, in die sie in ihrem nicht ganz ereignisarmen Leben geblickt hat, reift in ihr ein Gedanke. Man koennte es einen Businessplan nennen, der ein lebenslanges, behuetetes Leben ihrer behinderten Tochter sichern soll. Da gibt es doch diese (Ab-)Art der sexuellen Praeferenz, die Nekrophilie. In den meisten Laendern strafbar, so viel Viola weiss. Ueber ein paar Ecken kennt Viola einen reichen Geschaeftsmann, Mr. Dupont, der Unsummen zur Befriedigung dieses Lasters ausgibt. Nicht dass sie selbst in solchen Kreisen verkehrte. Ihr war so etwas immer zuwider. Ihr Gedanke ist nun folgender: Wenn sie tot ist, ist es ihr sowieso egal, was mit ihrem Koerper passiert. Er ist dann nur noch eine leblose Huelle. In ihrem gedanklichen Businessplan nimmt sie Kontakt mit Mr. Dupont auf. Sie macht ihm das Angebot, ueber ihren Koerper nach ihrem Tod frei verfuegen zu koennen. Er, Mr. Dupont, kenne doch bestimmt noch mehr Gleichgesinnte, die bereit waeren, fuer den freien Zugang zu einer Frauenleiche eine nicht unerhebliche Summe zu bezahlen. Viola kalkuliert im Kopf den Betrag, den sie fuer ihre Tochter braucht. Er erscheint ihr jedoch immer noch ziemlich hoch. Dann kommt sie auf die Idee, das Ganze an Mr. Dupont auch als weiterfuehrendes Geschaeftsmodell, quasi als eine sich lohnende Investition in die Zukunft, bei der man (illegales) Vergnuegen mit Geschaeft verbinden kann, zu verkaufen.
Und so zieht Viola gedanklich Verbindungen. In ihrer weitlaefigen Bekanntschaft gibt es noch Pjotr, ein ehemaliges, fuehrendes Securitate-Mitglied aus Ungarn. Pjotr haelt sich jetzt mit allem, was Geld bringt, ueber Wasser, unabhaengig von jeglichen moralischen Skrupeln. Viola weiss, dass Pjotr ueber seine dubiosen, alten Kontakte 'Herr' ueber ein ehemaliges, geheimes Gefaengnis, um nicht zu sagen Folterlager, des ungarischen Geheimdienstes irgendwo versteckt in den Karpaten ist, von dessen Existenz kaum jemand etwas weiss. Sie koennte Pjotr und Mr. Dupont zusammenbringen. Warum nicht in den Karpaten ein geheimes Lager einrichten, in dem Menschen konserviert oder wie auch immer zahlungskraeftigen Kunden ueber laengere Zeit zur Vefuegung stehen. Wenn das nicht ein erfolgversprechendes Geschaeftsmodell ist. Man muss nur die richtigen Leute, die Elan und Ideen haben, zusammenbringen. Viola hat auch schon einen praegnaten Titel, unter dem sie ihre Idee anbieten will: "Cemetry Of The Bitches." Und sie ist die erste 'Bitch', die sich freiwillig zur Verfuegung stellt. Viola kann sich sogar vorstellen, Jacques, einen alten Freund, der es auch schon fast hinter sich hat, zu ueberzeugen, die erste tote maennliche Bitch zu werden. Natuerlich sind noch verschiedene, schwierige Rahmenbedingungen zu beachten. Wie wird sichergestellt, dass auch bei einem solchen Geschaeft im illegalen Bereich mit teilweise dubiosen Geschaeftspartnern die Frauen ihr Geld vorab erhalten? Kann das Geschaeft ausufern, indem Menschen nicht ganz so freiwillig und ohne Geldzahlungen eingeliefert werden? Wird Anna einem rundum versorgten, restlichen Leben entgegensehen koennen? Wird es wirklich einen nur steinreichen Menschen bekannten, unter Eingeweihten "Cemetry Of The Bitches" genannten Ort geben?
Im weiteren Verlauf der Erzaehlung werden diese - und weitere Fragen - spannend und auf teilweise sogar humorvolle Art und Weise von der Autorin beantwortet. Sogar eine zarte Liebesgeschichte fehlt nicht. Zwischen Viola und Mr. Dupont entwickelt sich im Zuge ihrer gemeinsamen, geschaeftlichen Aktivitaeten eine romantische Beziehung, deren sexuelle Erfuellung (zumindest aus Sicht von Mr. Dupont) nach Violas Tod von Claire Yetkin detailliert und durchaus einfuehlsam beschrieben wird.
38 Tage ohne Eintrag in diesem Blog. Wann hat es das das letzte Mal gegeben? Ach, egal. Es lag einfach daran, dass ich in jeder freien Minute in meinem neuen Buch gelesen habe. "Consolers Of The Ugly" von Timothy Vein. "consolersoftheugly.org" ist eine Webseite, eine Community, wo sich die Haesslichen, Deformierten, koerperlich Verunstalteten, von ihrer Umwelt Ausgestossenen dieser Welt treffen und sich gegenseitig ihr Herz ausschuetten. Es wird ueber Beruf, Liebe, Sex, das Leben allgemein philosophiert. Man therapiert und spricht sich gegenseitig wieder Mut zu. Im Private Chat werden Fotos ausgetauscht und sogar zarte Liebesbande geknuepft. Natuerlich eroeffnet das Voyeuristen und Perversen, die eigentlich ganz normal ausssehen und nur irgendwelche abartige Kicks brauchen, Tuer und Tor. Einer davon ist Mike, im wirklichen Leben ein gutaussehender, erfolgreicher Geschaeftsmann aus New York. Mit einem gefakeden Foto seines angeblich verunstalteten Unterleibs erschleicht er sich das Vertrauen von Sina aus Shanghai. Sina ist Tochter eines Multimilliardaers, die fast ihr gesamtes Leben vor dem Computer verbringt. Sina schickt Mike ein Foto ihrer an einen sog. Elephantenmenschen erinnernden oberen Koerperhaelfte (bis kurz unter dem Brustansatz). Ein grosser Teil ihrer Konversation dreht sich um Sex. Mike geilt es auf, Sina zu versichern, die Funktion seines Genitals waere noch trotz seiner Verunstaltung intakt und beide malen sich erotische Spiele aus. Im Laufe der Erzaehlung kommt heraus, dass auch Sinas Verunstaltung ein Fake ist und sie im wahren Leben sogar schon einmal den Titel einer 'Miss Shanghai' innehatte. Da es wahrscheinlich doch ein "wahres Leben im Falschen" geben kann, verlieben sich die beiden Fakes langsam ineinander. Eine Liebe, die in Besessenheit ausartet, obwohl natuerlich jeder von beiden glaubt, er selbst sei normal und nur der Andere verunstaltet. Trotz ihrere gefakeden Identitaet beschliessen sie irgendwann, sich in St. Petersburg auf dem Newski Prospekt zu treffen. Das Problem, den anderen angelogen zu haben, loest jeder auf seine eigene Art und Weise. Mike, der in seiner Bessenheit schon des laengeren nicht mehr faehig ist, zu arbeiten und mit 'normalen' Menschen zu kommunizieren, gleicht sein Aeusseres mit eigener Hand immer mehr dem an Sina geschickten, gefakeden Foto mit verunstaltetem Unterleib an. Sina weiss bis zum letzten Moment nicht, was sie tun soll und wird immer paranoider mit Hang zur Schizophrenie. Sie klammert sich an den Gedanken, dass auch Mikes Foto ein Fake und er in Wahrheit ganz normal ist. Der Showdown auf dem Newski Prospekt geht so: Mike humpelt langsam auf Kruecken (seinen von eigener Hand verstuemmelten Unterleib unter einem langen Mantel verborgen) sehr telegen den Eingang zum Winterpalast entlang. Sina erkennt Mike, kommt aus dem Torschatten heraus und geht ihm langsam entgegen. Natuerlich erkennt Mike sie nicht. Fuer Sina, die bis zum letzten Moment gehofft hat, dass auch Mikes Verunstaltung ein Fake ist, bricht die Welt auseinander. Sie fuehlt sich vor Mike schuldig, schmutzig, voller Scham. Sie sieht Mike als eine im Innern reine, leuchtende, engelsgleiche Erscheinung. Um nicht mit ihrer Scham leben zu muessen, holt sie in letzter Verzweiflung ein vorsorglich mitgefuehrtes, langes, spitzes Kuechenmesser unter ihrem Kleid hervor und sticht sich damit in ihrem paranoiden, schizophrenen Wahn unaufhoerlich in Brust und Gesicht, genau in die Stellen, die auf ihrem gefakeden Foto verunstaltet sind. Als Mike dieser sich wild selbst verstuemmelnden, zu ihm hinschleppenden Asiatin gewahr wird, erkennt er blitzartig die ganze Tragweite der sich vor ihm abspielenden, bizarren Szene. Er humpelt Sinan entgegen und schmeisst seine Kruecken weg, als er sie fast erreicht hat. Mit letzter Kraft stuerzen sich beide aufeinander und fallen gemeinsam zu Boden. Mike ist rot von aus Sinas Wunden tropfendem Blut. Mit einem letzten, verzweifelten, von Scham gebrochenem Blick in Mikes Augen verendet Sina. Spaetestens von jetzt an ist auch Mikes Leben total vermurkst. In der letzten Szene der Erzaehlung hockt er bettelnd, Wodka trinkend in einer Seitenstrasse des Newski Prospekts und brabbelt Unverstaendliches vor sich hin. Wenn man genau zuhoert, kann man als Einziges den Namen 'Sina' heraushoeren. Aber das kann auch Einbildung sein.
Geh zu ihr und lass deinen Drachen steigen Geh zu ihr, denn du lebst ja nicht vom Moos allein Augen zu, dann siehst du nur diese Eine Halt sie fest und lass deinen Drachen steigen (...)
Und hier die ersten 5 Minuten von 'Die Legende von Paul und Paula', der im Jahre 1973 der in der DDR herrschenden Nomenklataura vorgefuehrt werden musste und von Erich Honecker persoenlich, gegen den Widerstand seiner Kollegen im Politbuero, zur oeffentlichen Vorfuehrung autorisiert wurde.
"Ein Wort genuegt und 'Saft' ist immer fuer Sie da"
I'm sad. I just read that *Bookmans*, one of my favorite bookstores, located in Flagstaff, AZ, collapsed due to heavy snowfall.
The roofs at both Bookmans Entertainment Exchange and its
neighbor Jo-Ann Fabrics and Crafts collapsed at about 10:30 p.m.
Thursday night.
No one was in either business when the roof gave way.
Bob Orrill with the Flagstaff Fire Department said employees at
the fabric store had left only 30 minutes earlier. Bookmans had
closed at 12:30 p.m. Thursday due to heavy snowfall.
Customers were still shopping at the nearby Hastings bookstore
at the time of the collapse.
Orrill estimated at least 75 percent of the roof at each of the
two stores had given way.
He said that the shopping center's landlord told him that crews
had been shoveling snow and ice off the roof earlier on
Thursday.
Slightly more than a year ago, Hastings' roof collapsed under
the weight of snow and ice.
There is a Facebbok Group called *Please re-open Flagstaff Bookmans!* This is a group to let Bookmans know that Flagstaff loves them and wants them to rebuild.
*Das* Fernsehereignis des Jahres: *Jack the Ripper ist nicht zu fassen*. Heute auf ARTE. Alle 3 Folgen nacheinander. Spannend im besten Sinne des Wortes. Mit skurrilen Charakteren sowie einer Kamerafuehrung und einem Bildschnitt, die dem in nichts nachstehen. Very British. Und das Beste - ich kann es kaum glauben - ein korrekter, gut gekleideter(!) Inpektor als Sympathietraeger!!! Im Laufe der Handlung entwickeln sich auch seine Mitarbeiter von schluffigen, junkfoodfutternden, ihren vermeintlich spiessigen Chef verachtenden Polizistenklischees (die sogar seine Ermittlungen behindern) zu *Menschen mit Stil* und reden ihren Vorgesetzten schliesslich sogar anerkennend mit 'Chef' an. Ein wohltuender Gegensatz zu all den schluffigen, kaputten, problembeladenen, saufenden Mainstreamwallanderkommissarcharakteren, die derzeit so ueberaus in Mode sind. Der Kommissar im Film ist auf den ersten Blick oberkorrekt, jedoch im Endeffekt unkonventioneller und tiefgruendiger als all seine Schlunzkollegen. Dabei jedoch durchaus verletzlich, von Selbstzweifeln geplagt und angreifbar. Wie im wahren Leben. Grossartig!
Danach 'Tracks', zuerst mit einem Bericht ueber Peter Murphy, dem Begruender der Band 'Bauhaus'. Ganz am Anfang erzaehlt er, dass, obwohl er nicht schwul sei, es fuer ihn trotzdem sehr wichtig ist, gut auszusehen. Ein Pluspunkt. Nach dem Erfolg und den 4 Alben mit seiner Band Bauhaus ging er in die Tuerkei und beschaeftigte sich mit muslimischer Kultur und Religion. Er war mit einer tuerkischen Choreographin zusammen, die ihn fuer diese Welt begeisterte und beschaeftigte sich mit dem Sufismus sowie Sufi Electro Music. Er erzaehlt von seiner Begegnung mit einem Sufi-Meister, die aehnlich ausging wie die Begegnung Neos in *Matrix* mit dem *Orakel* (das war uebrigens fuer mich eine der einschneidendsten und realistischsten Szenen im gesamten Film!). Fuer mich sehr gut nachvollziehbar, da auch ich schon einmal Aehnliches erlebt habe. Wieder ganz nah am *Wirklichen Leben*.
Danach ein Bericht ueber Ray Harryhausen, der mit seiner Stop-Motion-Technik, die bei vielen frueheren Horrorfilmen zum Einsatz kam, Regisseure wie Tim Burton, David Cameron und Steven Spielberg beeinflusst hat. Dazu viele Ausschnitte aus von ihm mitgestalteten Filmen.
Anschliessend ein Bericht ueber - fuer mich - einen der groessten Poser der Rockgeschichte, der dieses Spiel bis zu seiner selbstinzenierten Selbsttoetung bis zum bitteren Ende durchgezogen hat. Ich bin sofort nach Beginn des Berichts aus dem Zimmer gegangen, da so etwas fuer mich einfach nur langweilig ist.
Zurueckgekommen bin ich bei einer Reportage Dodoz, einer frischen, sympathischen, unverbrauchten blutjungen Band. Die Bandmitglieder erzaehlen ueber die Musik, die sie beeinflusst hat, z.B. die Filmmmusik zu Zorro-Filmen sowie Love to Love von Bronski Beat. Schoen.
Was jedoch nervt bei diesen grundsaetzlich guten und interessanten Beitraegen ist dieser ARTE-typische, von einer weiblichen Frauenstimme verkoerperte Kommentar aus dem Off, der einfach nur *bemueht*-authentisch, jedoch klar erkennbar distanziert-hochkulturell-intellektuell daherkommt.
In einer kleinen Galerie auf dem Hollywood Blvd. in Los Angeles in der Naehe meines Motels wurden Arbeiten von Alan Storey ausgestellt. Alan Storey verfolgt seit 20 Jahren das interessante Konzept der *Drawing Machines*.
For the last 20 years Storey has developed a series of 'drawing machines;'
these are devices that record traces of human activity in a specific
environment. In 'Device for Drawing the Movements of a Ballerina,' the
drawing machine traces out the dancer's movements across the stage over
several evenings of performance. While transcribing the trajectory of
the ballerina upon paper, the machine distills and extracts the
physicality of the performance through its reduction to the simplicity
of lines. Similarly Storey's 'Handle with Care' records movements
within a volatile enviroment. A shipping container with six hinged
sides and a gessoed interior, 'Handle with Care' contains a moveable
carriage holding a specially designed pen used by NASA for
extraterrestiral excursions. Within the context of a moving vehicle,
the box itself becomes a passive drawing machine. The vibrations,
acceleration and braking of the storage vehicle (a transport truck)
become the gestural source for the completed piece.
In der C4 Gallery wurden die Shipping Container aus dem Projekt 'Handle with Care', die quer durch Kanada transportiert wurden, sowie die darin automatisch entstandenen Zeichnungen ausgestellt und zum Verkauf angeboten.
Hier ein Excerpt from the Climatic Drawing Machine, which creates drawings generated by wind speed and direction.
O-Ton Alan Storey: "Part of the philosophy in my approach is that a work of art in the
public realm should intrigue and engage a passerby into an exploratory
investigation of the content and its relationship to the surrounding
site."
Currently playing in the background: Jane Birkin - Je Suis Au Bord De Ta Fenetre
Der Besuch der Chimaeren sowie der Trinkhalle (schoene Einrichtung und guter Musikmix) zusammen mit einem guten Freund haben mich wieder etwas mit D. versoehnt.
Ich befinde mich spaet abends auf dem Hollywood Blvd. in Los Angeles unweit meines Motels. Die Atmosphaere ist hier anders als in San Francisco, rauher, *schmutziger*. Soeben habe ich in den falschen Bus genommen und bin in irgendeiner Seitenstrasse wieder ausgestiegen. Dort hatte ich schon das Gefuehl, wachsam sein zu muessen, wer sonst noch mit einem die Strasse teilt.
Ich liege uebrigens mehr auf dem Hollywood Blvd. als dass ich gehe. Nicht, dass ich sturzbetrunken bin; nein, ich habe gestern und heute keinen einzigen Tropfen Alkohol getrunken. Liegend habe ich einfach die beste Position, die hier ab und zu auftauchenden aeusserst fotogenen *kleinen Maenner* zu fotografieren.
Aus einem spaerlich erleuchteten Gebaeude dringt auf einmal droehnender Death Metal. Ein 'Open' Zeichen leuchtet, ich stehe auf und ich gehe hinein. Folgendes Szenerio empfaengt mich (empfindliche Gemueter Vorsicht: iPhone Qualitaet):
Soso. Tribute an GG Allin, der nackt auftrat, auf die Buehne kackte, sich mit seinen Faekalien einschmierte, masturbierte, sich selbst verletzte und das Publikum beschinpfte und seltsamerweise immer noch das Idol von eingen Zeitgenossen ist (*der einzig wahre Punkrocker*) und der uebrigens Hank Williams verehrte und einmal zu dessen Grab pilgerte, gepaart mit Death. Was hat es damit auf sich? Ich bin im 'Museum Of Death' gelandet. Der Mensch an der Kasse ist total nett, lacht viel und wir kommen sofort miteinander ins Gespraech. Er heisst James Dean (ja wirklich, er zeigt mir sogar seine Driver's License) und wir unterhalten uns ueber die Kreuzung mitten im Nirgendwo, an der das Idol sich zu Tode gefahren hat. Wir beide sind schon einmal zufaellig an diesem Ort in Kalifornien vorbei gekommen.
Das Museum ist fuer mich wirklich harter Tobak:
Recently reopened at it's NEW location the Museum of Death houses the
worlds largest collection of Serial Murderer Artwork, Photos of the
Charles Manson Crime Scenes, the Guillotined Severed Head of the Blue
Beard of Paris, Henri Landru, Original Crime Scene and Morgue Photos
from the Grisly BLACK DAHLIA MURDERS, a Body Bag and Coffin collection,
replicas of Full Size Execution Devices, Mortician and Autopsy
Instruments, Pet Death Taxidermy, and much much more!
Also on display are videos of autopsies and serial killers, the
Heaven's Gate Cult recruiting video, and the infamous Traces (not
faces) of Death video, all real (not re-enacted) Death footage.
Massenweise Fotos von zerstueckelten und verbrannten Unfall- und Mordopfern, Serial Killer Memorabilia, eine kleine Abteilung ueber Hitler und die SS mit einem T-Shirt *Hitler World Tour 1939 - 1945 (Russia and England cancelled)*. Charles Manson darf natuerlich auch nicht fehlen. In einem Raum mit Waenden voller Bilder von zerstueckelten Leichen laeuft ein Video eines 1975 produzierten Films mit vielen Originalaufnahmen aus Manson's *Family* sowie Interviews ehemaliger Familienmitglieder sowie Zellengenossen Manson's. Ganz interessant. In einem anderen Raum wird auf einer Grossleinwand *Faces Of Death* gezeigt. Das kann ich mir nun wirklich nicht lange anschauen und moechte es auch nicht beschreiben. Eine Tinktur zur Einbalsamierung wird u.a. mit den Worten angepriesen: ...the result is as exquisit as Dresden. James Dean klaert mich hinterher auf, dass es einen Hersteller von Porzellanpuppen gab oder gibt, der *Dresden* heisst und mit deren Transparenz und Zartheit die Wirkung dieser Einbalsamierungssalbe verglichen wird.
Eine kleine Abteilung ist *Rozz Williams* gewidmet, dem Mitbegruender und Saenger
von *Christian Death*, einer meiner ehemaligen Leib- und Magen Bands, den ich in
Duesseldorf live erleben durfte. Konsequenterweise zu seinen
todessehnsuechtigen Texten und Performances erhaengte er sich
irgendwann und das Museum zeigt ein Bild der Tuer des Raumes, in dem es
passierte.
Es kommen natuerlich auch alle moeglichen Suicid Kulte und -Sekten vor wie z.B. Jim Jones und es werden Rekrutierungsvideos dieser Organisationen gezeigt. (A propos Sekte. In diesem Zusammenhang faellt mir ein, dass die Scientologen hier auf dem Hollywood Blvd. wohl ihr Hauptquartier haben. Mehrere Riesengebaeude mit ueberdimensionaler Werbung sind nicht zu uebersehen und auch die zum Menschenfang benutzten sog. Stresstests werden auf dem Buergersteig angeboten. Widerlich!)
Am Ausgang unterhalte ich mich noch einige Zeit mit James Dean sowie seiner Frau Cathy, den Initiatoren und Besitzern des Museums. Beide trinken Flaschenbier (er Heineken, sie Guiness), sind wirklich gut drauf, lebenslustig und lachen viel. Sie haben zu Halloween geheiratet, als sie sich gerade eine Woche kannten und sind jetzt seit 26 Jahren verheiratet (und immer noch gluecklich, wie es fuer mich den Anschein hat). Vor etlichen Jahren haben sie gemeinsam Deutschland bereist. Auf James Dean scheinen die Kartoffelpuffer auf der Plattform vor dem Haupteingang des Koelner Hauptbahnhofs den groessten Eindruck gemacht zu haben. Je laenger wir uns unterhalten und je mehr sie merken, dass ich nicht unbedingt ein typischer Deutscher bin, ruecken sie langsam mit ihren wahren Eindruecken ueber Deutschland heraus. Es habe genervt, dass die Deutschen mit ihnen permanent ueber Politik diskutieren wollten (es war zur Zeit der Reagan Aera) und sie meinen, die meisten Deutschen haetten ein ziemlich einseitiges und engstirniges Weltbild. Sie seien nicht unbedingt dumm, jedoch sie wollten einfach nicht nach rechts und links schauen. ich stimme ihnen voll zu. jetzt dreht sich das Gespraech doch ganz zwanglos um Politik. James Dean meint, er halte zwar grundsaetzlich nicht viel von Politikern, gehe jedoch waehlen und waehle *natuerlich* demokratisch. Als ich erwaehne, dass bei der letzten Wahl *John McCain* mein Favorit gewesen sei, meint er, ja, McCain sei zwar ein Republikaner, jedoch ein *guter Mann*. (Das habe ich uebrigens hier schon oft erlebt, dass eingefleischte Demokraten, Freaks o.ae. Menschen McCain ok finden, da sie sehr wohl differenzieren und seine liberalen Ansichten in sozialen und religioesen Fragen zur Kenntnis nehmen. Ganz im Gegensatz zu den Deutschen, die Obama den Heiligenschein aufsetzen und McCain als Nachfolger des Satans Bush verteufeln, ohne auch nur ein klitzekleines Quentchen von McCains programmatischen Inhalten zu kennen. Den Heiligenschein wird Obama in Deutschland auch nicht wieder los, da koennen in den USA seine Umfragewerte noch so in den Keller gehen und er kann aussenpolitisch noch so viele Fehler machen. Dazu passt wie die Faust aufs Auge, dass er den Friedensnobelpreis fuer *Geschwafel* ohne eine einzige vorzeigbare Leistung oder einen Erfolg bekommen hat.)
Unter normalen Umstaenden haette ich mir ein Museum of Death nicht angeschaut. Jedoch die Kombination von ploetzlich erschallendem Death Metal, waehrend man *kleine Maenner* fotografierend auf dem Boden liegt, einer Begruessung durch 2 ganz liebe Hunde sowie einem netten, offenen, lebenslustigen Inhaberpaerchen machte das Ganze zu einem schoenen Erlebnis.
James Dean und Cathy sind keine morbiden, todessehnsuechtigen Zeitgenossen, sondern haben einfach Spass daran, die Menschen zu schocken und zu provozieren. Da hatte ich bei der *Koerperwelten* Ausstellung damals in Koeln ein ganz anderes Gefuehl. Mir war die ganze Zeit unbehaglich und ich habe die Ausstellung zusammen mit meiner Begleiterin schnell wieder verlassen, der es genau so erging. Der Herr vom Hagen macht auf mich auch eher einen suspekten Eindruck. Er hat wirklich etwas unsympathisch Morbides.
Currently playing in the background: Rozz Williams - Dream A Little Dream Of Me