Die messerscharfen Analysen und visionären Gedanken (im positiven Sinne des Wortes) des Wissenschaftlers und Autors Hamed_Abdel-Samad begeistern mich immer wieder.
Aus einem N-TV Interview zu der Vorstellung seines neuen Buches "Der Untergang der islamischen Welt. Eine Prognose" in Ägypten:
"Bei meinem ägyptischen Verleger waren viele junge Menschen, die das Buch sehr gut verstanden haben. Nachdem der übliche Vorwurf der Verallgemeinerung erhoben worden war - es gebe nicht "die" islamische Welt, im Islam gebe es Unterschiede - meldete sich ein ägyptischer Schriftsteller zu Wort und sagte: Stellen wir uns doch ein paar Fragen und schauen dann, ob die These von Hamed Abdel-Samad stimmt. Er fragte: Geht es uns gut, politisch, gesellschaftlich und kulturell? Alle sagten nein. Haben wir Rückstände bei der Bildung oder nicht? Alle sagten ja. Unterdrücken wir die Frauen? Wieder antworteten alle mit Ja. Und wächst der Fundamentalismus? Wieder Ja. Seine Schlussfolgerung: Dann hat dieser Mann recht. Wann das angefangen habe, wer die Schuld trage, sei heute sekundär - der Ist-Zustand sei entscheidend. Das hat mir gut gefallen."
> Sie stehen sich selbst im Wege
Sehr schön auch die Episode mit dem ägyptischen Erziehungswissenschaftler, der sich im Rahmen einer internationalen Tagung weigerte, als gläubiger Moslem mit einem Kollegen am Tisch zu sitzen, der ein Bier trank und den Hamed Abdel-Samad in einem Shop wiedertraf, als er sich gerade den Koran auf seinen neu gekauften iPod lud.
"Ich habe damals zu dem Professor gesagt: "Wissen Sie, warum es diesen iPod gibt? Weil jeder hier im Westen trinken darf, was er will." Ohne Freiheit, ohne freies Denken gibt es keine Kreativität. Das zählt. Es muss möglich sein, alles in Frage zu stellen - auch das Heiligste. In der islamischen Welt ist das absolut tabu."
> Der Islam ist nicht reformierbar
Und noch ein Zitat von Herrn Abdel-Samad, das den Nagel auf den Kopf trifft:
"...die Erfahrung hat mich gelehrt, wenn Muslime und deutsche Linke sich gemeinsam über etwas ärgern, dann kann die Sache nicht ganz schlecht sein."
Und damit wären wir bei meinem Fernsehtipp für heute Abend: Entweder Broder - Die Deutschland Safari (23:30 Uhr, ARD).
Ein Jude und ein Moslem (beide mit 'Migrationshintergrund') fahren 30.000 km durch Deutschland und entlarven rechte, linke, sowie religiös-fundamentalistisch motivierte Freiheitsfeinde. Satire jenseits ausgetretener Pfade und PC.
Kommentare