Heute Mittag am Briefkasten. Ein Schreiben von 'The American Dream': "Wichtige Greencard Information" ist aussen aufgedruckt. Habe ich endlich nach mehreren Jahren Teilnahme an der Verlosung eine Greencard gewonnen? Oder ist es wieder nur Werbung fuer die naechste Runde im kommenden Jahr? Ganz kurz goenne ich mir Hoffnung. Ich oeffne den Brief und es ist - natuerlich die Werbung fuer die naechste Auslosung. Dann auf naechstes Jahr hoffen...
Heute Nachmittag ein Anruf einer Recruiting Company mit einem Projektangebot. Passt jedoch leider nicht auf meine Skills. Ich komme mit der netten Recruiterin ins Plaudern und sie erwaehnt, dass sie auch schon mal ein Projektangebot nach Afghanistan zu vergeben hatten. Spontan werfe ich ein, dass so etwas genau das Richtige fuer mich ist und ich ein derartiges oder aehnlich aussergewoehnliches Angebot, z.B. nach Kenia, sofort annehmen wuerde. Die nette Recruiterin meint, sie wuerde das vermerken und die entsprechende Information intern weitergeben. Nach dem Gespraech stelle ich mir selbst noch einmal die Frage: Wuerde ich wirklich nach Afghanistan gehen? Ich denke ich kurz darueber nach und komme unzweifelhaft zu dem Ergebnis: Ja, ich wuerde auch ein Projekt in Afghanistan uebernehmen!
Wer sich mal richtig gruseln und/oder die Menschen mit dem (möglicherweise) grössten Realitätsverlust in diesem unseren Lande kennenlernen will (zumindest virtuell) - oder einfach nur masochistisch veranlagt ist - sollte einmal "indymedia fussball" googeln. Ich bin ja einiges gewohnt und kenne sogar dieses seltsame Feuchtbiotop aus sog. Linksradikalen, Autonomen und Antiimps aus eigener Erfahrung. Jedoch was ich soeben gelesen habe, geht wirklich auf keine Kuhhaut. Hier einige Auszüge:
Steckt Mafia hinter der Niederlage des Argentiniens ? Es wird
spekuliert, dass einige Spieler der argentinischen Mannschaft hinter der
Niederlage des argentinischen Fußballmannschaft stehen und hat mit
Millionen Dollar Wetten-Mafia zutun. Es wird von Fifa in dieser Richtung
Befürchtungen gegeben. Es wurde auch gesagt, einige Leute vom Fifa in
dieser Bestechungsgeschichte verwickelt. > Quelle
Ohne Kommentar.
Wenn die Deutschen, wie auch andere Nationen, sich feiern, wird
Rassismus zur
Normalität. Eindrucksvoll zu sehen war das schon zur WM 2006, als
Dönerbuden
und Pizzerien auch vom „ganz normalen Fußball-Partyvolk“ gestürmt
wurden. Wo
der deutsche Mob grölend sein „Deutsch-Sein“ abfeiert und zur
Aggressivität
gegenüber Allem „volksfremdem“ neigt, ist eine strukturelle Nähe zu den
Pogromen von Mölln, Solingen, Hoyerswerda usw. kaum von der Hand zu
weisen. Die
verbreitete These vom guten Patriotismus auf der einen und schlechtem
Nationalismus auf der anderen Seite, ist bürgerliche Propaganda. Der
positive
Bezug auf die „eigene“ Nation ist immer ein Akt des Ausschlusses
Anderer, ob er
sich durch Hervorhebung vermeintlich ganz besonderer, eigener
Kulturleistungen
oder der Sprache legitimiert, oder durch eine rassistisch begründete
Volkszugehörigkeit, die andere „Rassen“ als „volksfremd“ und
Minderwertig
ablehnt. Die moderne Stadionkultur ist zusätzlich durchdrungen von
Sexismus.
Seltsam, in allen, wirklich allen Ländern dieser unserer Welt (die wir nur von unseren Kindern geborgt haben ...;-)) schwenken die Menschen ihre Flaggen und freuen sich über den Sieg ihrer Mannschaft. Also - alles Rassisten ausser Mutti (sprich den aufrechten Autonomen und Antifas).
In ihrer Ausgabe vom 25. Juni veröffentlichten die "Schaumburger
Nachrichten" ein Foto von einem Public Viewing auf dem Gelände des
"Gasthaus Seegers" in Haste. Darauf ist neben allerlei jubelnden
Menschen in schwarz-rot-gold auch eine Reichskriegsflagge zu sehen
(Siehe: http://www.sn-online.de/Schaumburg/Nenndorf/Nenndorf/Bad-Nenndorf/Jubel-und-Vuvuzelaklaenge-auf-der-Haster-Fanmeile
). Da die offizielle Kriegsflagge des deutschen Kaiserreiches kein
direktes Zeichen des Nationalsozialismus ist, beschränken sich Verbote
nur auf besondere Anlässe. Sie ist jedoch ein deutliches Symbol für
Militraismus, deutsche Großmachtsbestrebungen, rassistische
Kolonialpolitik und eine antidemokratische Haltung. Auf
Neonazi-Aufmärschen gehört die Reichskriegsflagge in verschiedenen
Ausführungen zu den am häufigsten gezeigten Symbolen.
Da haben die selbsternannten Kämpfer gegen den allgegenwärtigen Faschismus in diesem unseren Lande doch tatsächlich in Hintertupfingen eine Reichskriegsflagge entdeckt. Diese Marginalie belegt natürlich ihre Theorie von "den tatsächlich herrschenden Zuständen". Also - alles Faschisten ausser Mutti (sprich den aufrechten Autonomen und Antifas).
Wer sich noch weiter gruseln will, kann dank Google gerne selber tiefer graben.
Youssef Bassals Gesichtsfarbe changiert schon ein wenig ins
Graugrünliche. Er hat nicht viel geschlafen in den vergangenen Tagen –
seit »diese komischen Deutschen« nachts vor seinem Laden in
Berlin-Neukölln aufkreuzen und ihm seine Fahne herunterreißen wollen. Er
lächelt müde, aber zufrieden wie einer, der einen gerechten Kampf
ausficht. Bassal kämpft für die Ehre der deutschen Flagge: »Ich werde
diese Fahne verteidigen – und wenn ich überhaupt nicht mehr zum Schlafen
komme!« Über seinem Laden, Bassals Elektro-Shop, am oberen Ende der
Sonnenallee in Berlin-Neukölln flattert das größte Schwarz-Rot-Gold der
Hauptstadt – von der Traufe bis hinunter in den ersten Stock gut 17 mal 5
Meter. 85 Quadratmeter Deutschland, die zum Gegenstand eines bizarren
Streits geworden sind.
Schade, dass ich so weit weg von Berlin wohne. Ansonsten wuerde ich Herrn Bassal des Nachts besuchen, mit ihm und seinen Freunden Tee trinken und schwatzen und ihm helfen, seine Fahne zu verteidigen.
Und des weiteren zeigt dieser Vorgang, dass die sog. Linksautonomen 1. dumm wie Brot sind und sich 2. wieder einmal als die neue SA gerieren.
Ja, ich benutze diesen Vergleich unter 2. ganz bewusst(!), obwohl oder gerade weil ich jemand bin, dem die heutzutage oft sehr leichtfertig angebrachten Nazivergleiche unangenehm aufstossen, weil er sie zumeist als unangebracht empfindet. Und ja, meine Meinung ueber diese sog. Autonomen oder Antifas speist sich auch aus eigener Erfahrung mit deren Auftreten.
Wie das eben manchmal so ist, bin ich im Netz gerade auf etwas gestossen, was mich total begeistert und fasziniert und habe Stunden damit verbracht. Diesmal handelt es sich um die erst 20-jaehrige Kuenstlerin Anja Plaschg aus Oesterreich, bekannter unter ihrem Projektnamen Soap&Skin.
Das folgende Video ist das Erste, was ich "zufaellig" ueberhaupt von ihr entdeckt habe. Ich war sofort hin und weg und wusste nicht, wie alt sie ist, aus welchem Land sie kommt etc...
Dann habe ich natuerlich weiter gegraben und mir wurde klar, dass Anja Plaschgs Live-Auftritte phaenomenal sein muessen:
Leider wurde auch klar, dass die meisten Kritiker und Medienschaffenden, die ueber sie berichten, sie nicht
die Bohne verstehen. Siehe folgende Ausschnitte aus einem Interview der Stuttgarter Zeitung:
Wenn man Ihre Songtexte lesen will, muss man die CD-Hülle zerstören
und dann auf deren Innenseite mit der Lupe suchen. Was haben Sie mit
dieser Verpackung bezweckt?
Bezweckt habe ich gar nichts. Ich habe einfach versucht, das ästhetisch
so darzulegen, wie es für mich am ehesten passen würde. Dafür, wie ich
meine Texte selbst wahrnehme, erschien mir diese Form der Verpackung
sinnvoll.
Woher kommt die Düsternis in den Texten?
Ich verstehe diese Frage nie. Ich verstehe nicht, woher das kommen
sollte, weil dies doch jeder kennt, und das ist doch normal, oder?
(...)
Ich suche einfach diese enorme poetische Kraft in einem Lebensgefühl,
das an den Tod herankommt. Die Schönheit, die darin steckt, möchte ich
begreifen. Das kann man aber nicht. Deshalb bleibt es immer ein Versuch.
(...)
Ihre Eltern betreiben eine Schweinezucht in der Steiermark. Wie
gefällt ihnen die Platte?
Wunderbar. Sie war ein Glück für sie.
Und eine der duemmsten Fragen ueberhaupt stellt der Interviewer zum Schluss:
Wie stellen Sie sich eigentlich Ihre nächsten zwanzig Jahre vor?
Da bleibt mir die Spucke weg.
Turbine Womb:
Bei der Anmoderation dieses Beitrags des ARD Nachtmagazins moechte man sich die Ohren zuhalten.
Aber dann im Interview sagt Anja stockend, zoegernd, nachdenklich, fast
schuechtern, ohne jeglichen Anflug von Arroganz oder Ueberheblichkeit folgenden Satz, der mir aus tiefster Seele gesprochen ist und genau meinen derzeitigen Bezug zu der mich umgebenden Welt wiedergibt:
Das, was man sieht, das jeder kennt, und jeder benennt, das ist voellig uninteressant...fuer mich...und...(lange Pause)...ja, ich nimm' das Andere...
Der letzte Satz aus dem Off ist dann wieder bezeichnend und fuer mich vollkommen unverstaendlich:
Diese junge Frau bleibt ein Raetsel und man schaut ihr gern dabei zu.
Uebrigens habe ich mir natuerlich sofort alle von Soap&Skin im Netz erhaeltlichen MP3s gekauft und heruntergeladen.
Zum Schluss noch zwei phantastische Interpretationen: