An der Aufführung sind einerseits ganz 'normale' Schauspieler und Musiker beteiligt, dann roboterähnliche Gestalten, die ferngesteuert mit dem restlichen Ensemble interagieren sowie sog. Morphogenetics. Diese morphogenetischen Akteure sind Schauspieler, die durch bewusst und gezielt gesteuerte Veränderungen ihrer körpereigenen Molekularstruktur neue, surreal anmutende Körperformen erschaffen, die mit in das Geschehen integriert werden.
Nach der Aufführung kommen Besucher und Betreiber des Theaters miteinander ins Gespräch. Einer der Betreiber, ein freundlicher, etwas rundlicher Herr mittleren Alters, stellt sich als Rhob Slein vor, Rhob - with an 'H' between the 'R' and 'O' - that's important, wie er lachend erklärt. Diese Schreibweise sei eine Reminiszenz an den - leider schon verstorbenen - Künstler Jhon Balance, dessen Arbeiten und Musik er sehr bewundere.
Dann erzaehlt er etwas zum Hintergrund der morphogenetischen Akteure.
Basis der morphogenetischen Veränderungen, die die Schauspieler in ihrem Aussehen hervorrufen, ist eine vollkommene Kontrolle über die eigene Molekülstruktur. Diese kann nach Belieben aufgelöst und wieder zusammengesetzt werden. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Erkenntnis, dass der Geist der Chef ist (O-Ton: The Spirit is the Boss) und Materie an sich nicht unabhängig vom Geist existiert. Die von uns genutzten Faehigkeiten des Geistes sind jedem Lebewesen immanent. Unbewusst passiert etwas ähnliches auch bei Menschen mit einer Multiplen Persönlichkeitsstörung. Je nachdem, welche der Persönlichkeiten gerade in den Vordergrund tritt, können sich so grundsätzliche Dinge wie die Blutgruppe oder diagnostizierte Krankheitsbilder ändern. Auch Gesichtszüge und Körperformen gleichen sich durch eine Veränderung der Muskel- und/oder Knochenstruktur der gerade in den Vordergrund tretenden Persoenlichkeit an. Auch bei Medien, die in Trance verfallen und als Sprachrohr für bestimmte Energien dienen, kann derartiges beobachtet werden.
Wir arbeiten gezielt und bewusst mit diesen Ebenen und integrieren sie in unsere Performance. Da derartige Dinge nicht für jeden verständlich oder akzeptierbar sind, finden auch nur bestimmte Menschen den Weg zu uns. Für die meisten sieht unsere Adresse aus wie eine x-beliebige Drogerie oder Reparaturwerkstatt oder sie nehmen den Eingang einfach nicht wahr. Wir haben z.B. einige direkte Nachbarn, die noch nie mit uns kommuniziert haben. Sie nehmen auch uns als Personen auf der Strasse einfach nicht wahr. Andere Nachbarn wiederum sind Stammgäste unserer Aufführungen und wir trinken und grillen gemeinsam bei uns im Hof.
Bob, einer der Besucher meint, das könne auch unter zahlenmagischen Gesichtspunkten mit der Hausnummer der Spielstätte zusammenhängen. Ich finde das - freundlich ausgedrückt - etwas weit hergeholt.
Ein junger Mann mit Ziegenbart und langen Haaren wirft ein:
Ich wohne direkt dort drüben und komme eigentlich regelmässig. Manchmal ist mir der ganze Scheiss jedoch zu viel - vor allem die manchmal ellenlengen philosophischen Diskussionen im Anschluss an die Aufführungen - und ich haue mich lieber vor den Fernseher und ziehe mir ein Six Pack rein. Dann brauche ich nicht so viel nachzudenken.
Lachend fügt er hinzu: Manchmal kommt auch Rhob vorbei und leistet mir Gesellschaft und wir reden nur über Fussball oder Musik.
Rhob versucht, alle Besucher mit in das Gespräch einzubeziehen und lächelt einer jungen Frau, die sich aus unerfindlichen Gründen permanent etwas abseits hält, freundlich zu und erzaehlt weiter.
Wir könnten die gesamte Stadt mit Werbung zuplakatieren, in allen Internetforen und Veranstaltungshinweisen präsent sein - die meisten Menschen würden den Weg zu uns nicht finden. Sie würden sich z.B. verlaufen und dann genervt in eine Bar gehen. Oder kurzfristig eine Einladung von Freunden bekommen, die sie nicht abschlagen können.
Zwischendurch kommt Rhobs Partnerin hinzu und stellt sich als Nirmana Kaya vor. Ihre 6-jährige Tochter Notna spielt derweil mit einem Zauberwürfel (Rubik's Cube).
Nirmana schlägt den Bogen zur Quantenphysik.
Viele Physiker missverstehen die verschiedenen 'Realitäten', die unser Geist erschafft. Sie erarbeiten sich Hilfskonstruktionen wie Parallelwelten oder die Stringtheorie, um ja nicht ihr Konzept der an sich existierenden Materie aufgeben zu müssen. Ich sage immer, sie sind dem Dogma der Materie verfallen. Ihre konservative, eingeschränkte Sichtweise hindert sie daran, wirklich neue Wege zu gehen und neue Erkenntnisse verbreiten zu können. Vor diesem Hintergrund werden sie nie den wirklichen Ursprung der Dinge und damit unseres Seins erkennen. Das Festhalten an der Materie an sich ist einem Dogma oder einer Religion oder irgend einer Heilslehre, bei der es in letzter Konsequenz um Glauben geht, nicht unähnlich. Ok, sie haben ja auch prominente Gesellschaft, wie z.B. Albert Einstein, der bahnbrechende, wissenschaftliche Erkenntnisse hervorbrachte, jedoch diese seinem traditionellen Weltbild unterordnete (*Gott würfelt nicht*, *Es muss noch eine verborgene Variable geben*). Quantenphysiker wie Niels Bohr (Kein Phänomen ist ein Phänomen, ausser es ist ein beobachtetes Phänomen) oder Anton Zeilinger gingen bzw. gehen darüber hinaus. Gerade diese beiden Herren haben es mir angetan. (schmunzelt). Natürlich auf rein intellektueller Ebene, obwohl - Intelligenz kann schon sexy sein.
Ich persönlich diskutiere auch am liebsten mit skeptischen Wissenschaftlern. Hoch entwickelte spirituelle Menschen stehen den neusten Erkenntnissen der Quantenphysik sowieso offen und neugierig gegenüber und sind auch bereit, ihre eigenen Sichtweisen in Frage zu stellen. Z.B. hat der Dalai Lama einmal sinngemäss gesagt, sollte es wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse geben, die einem buddhistischen Lehrsatz widersprächen, sollte man der Wissenschaft folgen. Diese geistige Flexibilität und Offenheit wünsche ich mir auch bei Wissenschaftlern und speziell Quantenphysikern.
Zu fortgeschrittener Stunde verlasse ich das Theater - nicht ohne mich herzlich von Rhob, Nirmana und Notna zu verschieden - und suche noch etwas Essbares. Direkt um die Ecke stosse ich auf eine Lokalität, die ich schon einige Tage zuvor entdeckt hatte und in der u.a. Motorräder von der Decke hängen. Leider ist die Küche schon wieder dicht. An der Theke treffe ich jedoch Bob und Lena, zwei Besucher des Theaters wieder und wir unterhalten uns noch bis spät in die Nacht. Interessant finde ich, dass Bob Stein und Bein schwört, Rhob habe zu seinem Vornamen erklärt, das 'H' habe er eingesetzt, weil es der 8. Buchstabe des Alphabets und drittletzter seines Vornamens sei. 8 + 3 = 11 und 11 sei in der Zahlenmagie die erste der Meisterzahlen. Lena meint u.a., es sei ja ganz interessant gewesen, jedoch die Arroganz der Schauspieler im anschliessenden Gespräch habe sie schon gestört. Vor allem dieser fette, joviale Herr, der immer meinte, das grosse Wort schwingen zu müssen, habe sie ständig ausgelacht.
herr nass, es word zeit, dass sie auf unseren planeten zurückkehren. hallo? wenn sie ihn denn noch finden. gruss, der mann mit der wollmütze
Kommentiert von: der mann mit der wollmütze | 11. April 09 um 07:38 Uhr
Du meinst wahrscheinlich, um dann so ein richtig leckeres totes Tier zu essen, um sich wieder zu erden und auf dem Boden (der Dativ wurde bewusst gewählt) der *Tatsachen* zurück zu kehren...
Kommentiert von: Dietmar Nass | 11. April 09 um 08:42 Uhr