Wir entkommen nur knapp dem nuklearen Inferno. Kleine, kontrollierte Explosionen sind von oben sichtbar. Zusätzlich werden wir noch mit konventionellen Waffen beschossen. Davon zeugen die Einschusslöcher in den Kabinenfenstern.
Um die Gräuel der vergangenen Tage vergessen zu machen, werden während des Fluges Filme gezeigt. Ein Gebundener Jakob mit einem seltsamen Körperbau, der im wirklichen Leben Daniel Craig heisst, ist wohl Hauptprotagonist in einem der Filme. In einem weiteren Streifen wird ein angeblich Ausserirdischer von einem Schauspieler verkörpert, dessen mimische Bandbreite an diejenige von Steven Seagal erinnert. Der nicht sehr innovative Plot wird als Vehikel zur Verbreitung kruder Pauschalisierungen über die menschliche Rasse benutzt: Militärs sind per se schiesswütig und böse - Die US - amerikanische Führungsriege hat eine primitive Hau-Drauf-Mentalität - Das Wesen der Menschheit ist Zerstörung und diese eigentlich nicht mehr zu retten. Also die gesamte Bandbreite des heutzutage modernen Schmarrns. Natürlich gibt es unter den Menschen ein paar Ausnahmen, die dann zu den Protagonisten des Films werden. Ob dieser simplen, realitätsfernen Schwarz-Weiss-Malerei schaue ich mir den Film lieber ohne Ton an und höre im Bordradio wunderbare amerikanische Musik aus den 30ern - 50ern des letzten Jahrhunderts - wie Billie Holiday, Bing Crosby, Doris Day oder die Andrew Sisters - dargeboten von meiner favorisierten Downloadplattform Emusic.
Zwischenfrage: Führt das zu Anfang erwähnte 'Nukleare Inferno' nicht die soeben geäusserte Kritik an der in dem Film dargestellten Moral der Menschheit ad absurdum?
Zwischendurch lese ich in einem Buch, von dem die 'Bild am Sonntag' behauptet:
Was hier an Einfallsreichtum, Witz und gaunerhafter Spannung drinsteckt, ist unglaublich.
Im folgenden ein paar Auszüge aus diesem Buch, damit sich der geneigte Leser ein eigenes Urteil erlauben kann:
Die Lichtstreifen an der Decke standen auf Vormittag. Doodah Day hatte eine deutliche Spur der Zerstörung hinterlassen. Der Stand mit Wühlmauscurry war umgestürzt. Klebriges, graugrünes Curry überzog das Pflaster.
(..)
Winzige Magiefunken tanzten um die zahlreichen Schnittwunden und verschlossen sie. In den Ohren ploppte und fiepte es, während die Trommelfelle neu justiert wurden.
Sogar Objektophilie wird thematisiert:
Doodah Days Nummer mit dem Multimixer hatte auf dem Marktplatz ein einziges Chaos ausgelöst. Wichtel von der Verkehrpolizei, auch 'Knollos' genannt, strömten herbei und Zivilisten eilten davon.
Nach 9 Std. 35 Min. landen wir in Atlanta, GA und betreten den Boden eines Landes, das - vielen Anwürfen zum Trotz, die in Richtung Rassismus zielen und obwohl grösstenteils von 'Weissen' bevölkert - in der letzten Legislaturperiode eine farbige (genauer gesagt schwarze) Aussenministerin und in der aktuellen sogar ein farbiges (genauer gesagt schwarzes) Staatsoberhaupt auf demokratische Art und Weise hervorgebracht hat.
Currently playing in the background: Fantastic Plastic Machine - Mars Forever
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