Currently playing in the foreground: Hell (Nurse With Wound - I Am The Poison) - David Firth, Jimi Mwng and Crust
« Februar 2009 | Start | April 2009 »
Currently playing in the foreground: Hell (Nurse With Wound - I Am The Poison) - David Firth, Jimi Mwng and Crust
Verfasst um 12:19 Uhr in Musik | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Das Publikum ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Zumeist nicht mehr ganz so junge Herrschaften, die in Würde gealtert sind. Gina und Jason stehen in der Schlange vor mir und wir unterhalten uns über Amon Düül, Faust, Can, Current 93 etc. Gina hat Current 93 vor ca. 2 Jahren ebenfalls hier in der Great American Music Hall gesehen. Am Anfang sang David Tibet allein zu Klavierbegleitung. Ich erzähle von einem lange, lange zurückliegenden Live Konzert von Can und wie sehr mich deren Sänger Damo Suzuki damals beeindruckt hat.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite singt jemand laut vor sich hin und macht dabei zeitlupenartige, seltsame Bewegungen. Diese Performance ist an niemanden speziell gerichtet, sie scheint nur für den jungen Mann selbst bestimmt zu sein.
Jemand kontrolliert die Karten und gibt uns einen Stempel, während wir noch in der Schlange stehen. Gute Idee, dann geht es schneller beim Einlass.
Die Great American Music Hall ist eine schöne alte Halle. Ich folge Gina und ihrem Freund auf die Empore. Sie meint, das wären die besten Plätze. Langsam wird es etwas voller. Unter den Besuchern sind natürlich auch einige schwarz/gruftig aussehende Herrschaften sowie ein Herr im Nurse With Wound-Industrial-Look, als wären wir noch in den 80ern des letzten Jahrhunderts. Er trägt den gesamten Abend über seinen gewollt harten, industrialmässigen Gesichtsausdruck ohne jegliche Variation in Mimik und Gestik. Ich habe etwas Mitgefühl mit ihm - das muss doch anstrengend sein, immer eine klischeehafte Maske zur Schau stellen zu müssen. Aber dahinter ist er bestimmt ein netter Mensch. Er sollte sich mal ein paar Scheiben von der Offenheit, dem Humor und der Warmherzigkeit seines Idols Steven Stapleton abschneiden.
Hier kann man sich während des gesamten Konzerts Essen und Getränke an den Platz kommen lassen. Kurzfristig beschliesse ich, heute mal keinen Wein, sondern Cocktails zu trinken. Ich entscheide mich für einen Gimlet. Dazu bestelle ich eine Portion Nachos. Der Gimlet ist ausgezeichnet und so stark, dass er mir sofort zu Kopfe steigt. Genau in dem Moment, als das Licht ausgeht und das Konzert beginnt, kommen die Nachos. Das ist mir in diesem Moment gar nicht Recht. Es ist eine Riesenportion, die mindestens für eine halbe Fussballmannschaft reicht, mit allen möglichen leckeren Zutaten angerichtet. Jedoch keiner meiner Nachbarn will mir beim Verzehr helfen und so bleibt mehr als die Hälfte übrig.
Vom ersten Moment des Konzerts an bin ich hin und weg. Einer meiner ersten Gedanken ist - cocktailberauscht - fahrt, fliegt bis ans Ende der Welt, nur um NWW zu sehen. Es beginnt mit Freida Abtan, die am Computer sitzt. Zu elektronischen Sounds läuft ein Video mit in Zeitlupe tanzenden, schemenhaften Gestalten. Hoher Gänsehautfaktor.
Dann werden die Videos abgelöst durch Close Ups einer Live Kamera von Jim Haynes' Händen, die mit allen möglichen Dingen hantieren. Für mich sieht es aus, als ob Mikroorganismen unter dem Mikroskop zum Leben erwachen.
Freida's set segued into Jim's,
and all of a sudden her images were replaced by a live camera close-up
of Jim's hands as he manipulated what appeared to be gravel and sand,
rubbing it around on a metallic surface. The sound shift from one
artist to another was seamless, with Jim's manipulative little fingers
slowly introducing the magnified grating sound of sediment and metal,
making the soundscape harsher, more gritty. Other items were
introduced and projected onto the screen above the stage. Eventually,
we were treated to the sound and sight of pulsing sand (possibly mixed
with salt). It appeared to boil under the vibrating assault of unseen
machines. Eventually, Jim added some cicada husks to the dynamic
shuddering mess, making them dance in time to the rhythm. For all the
world, it resembled famished zombie insects drawn to a sugary treat.
Anschliessend beginnt das irr.app.(ext.) Set (Electroacoustic / Psychedelic / Comedy), danach gibt es eine kurze Pause und dann spielen Nurse With Wound, dieses Mal in der Besetzung Steven Stapleton, Colin Potter, Matt Waldron und Andrew Liles. Ich beschreibe jetzt nicht das ganze Konzert, lest dazu den Blogeintrag von Crow (dem alle Zitate in diesem Beitrag entnommen sind).
This time out, Nurse featured the core of Steven Stapleton, Colin Potter, Matt, and Andrew Liles, joined by John Contreras
and Richard. The film (which I forgot to ask about) started with quiet
domestic scenes of people reading newspapers and eating, calmly
ignoring the dripping offal splattering around them. During the course
of the set, this changed to domestic scenes of people ignoring the fact
that they were on fire, and people failing to realize that they were
under water. Quite strange. Nurse ratcheted along with creaks and
nearly subsonic bass frequencies, sometimes augmented by the spastic
guitar stylings of Mr. Liles, and the falsetto crooning of Matt.
Having doffed his "Who the fuck is Harry Potter?" shirt, Colin had on a
shirt with a lit-up vu meter on it.
(...)
The music shifted from ominous to silly quite often, usually with no warning. The encore consisted of Black Teeth, sung by Matt, and Alice the Goon. The latter devolved into excessive silliness, and ended with Andrew playing the first few bars of Smoke on the Water.
Above it all, on the screen, mattresses took off into the air and
houses and furniture plummeted over cliffs and down rocky, barren
hillsides.
Von meiner Seite nur so viel: das Konzert war tiefgehend, berührend, vielseitig, humorvoll, kreativ - kurz gesagt: mindblowing. Schon vor ca. 25 Jahren, als ich intensiv (und fast ausschliesslich) Industrial hörte, fühlte ich immer eine Seelenverwandtschaft zu NWW (und damit Steven Stapleton) ob deren Vielseitigkeit, Differenziertheit und Kreativität - auch wenn ich sie nicht so oft hörte wie z.B. Current 93, Coil oder Laibach. Schon damals war mir klar, dass Steven Stapleton alles nicht so ernst nimmt und mit dem ganzen Genre herumspielt.
Nach dem Konzert steht Steven Stapleton neben dem Merchandise Tisch und signiert Platten und CDs und lässt sich bereitwillig zusammen mit seinen Fans ablichten (u.a. auch mit dem Hardcore-Industrial Fan, der auch beim Posieren zusammen mit Steven Stapleton keine Miene verzieht). Auf jede Frage gibt Steven S. bereitwillig Auskunft und für jeden hat er ein freundliches Wort. Immer wieder sagt er 'Thank You'. Er ist wirklich ein offener und warmherziger Mensch.
Auf meine Frage, wann sie nach Deutschland kommen, antwortet er, dass sie im Juli zusammen mit Jean-Hervé Peron von FAUST auf dem Avantgarde Festival in Shiphorst bei Hamburg spielen werden. Als ich ihm sage, dass ich seinen Sinn für Humor mag, antwortet er: I like to play around with things. Genau das ist es, was die Essenz seiner Kreativität ausmacht. Im Netz habe ich gefunden, dass NWW schon ein Unterwasserkonzert gegeben haben und dass Steven Stapleton demnächst eine Rap-Platte machen will, da ihn weiblicher Rap schon immer fasziniert habe.
Leider habe ich Schwierigkeiten, mich auf das Gespräch zu konzentrieren und schaffe es auch nicht mehr, mich mit dem Merchandising zu befassen, da es im Laufe des Konzerts doch einige Gimlets mehr geworden sind.
Hier ein Fotostream bei Flickr von diesem Konzert. Auf diesem Bild ist meine Wenigkeit zu erkennen.
Auch auf YouTube gibt es inzwischen einen Ausschnitt:
Currently playing in the background: Irr.App.(Ext.) - Smelly Tongues
Verfasst um 11:15 Uhr in Musik, Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Nach seltsamen Träumen von Nuklearem Inferno, Tibet, der Love and Peace Ära sowie Landeplätzen von Ausserirdischen (untermalt mit der Musik von Genesis P. Orridge) bin ich jetzt aufgewacht. Ich höre statt Psychic TV - passend zur Lokalität - die Beach Boys (schon zum Frühstück). Ich gehe bei strahlendem Sonnenschein auf der Chestnut Frühstücken, Mittag und Abend essen, Kaffee trinken etc etc... Die Chestnut ist die Einkaufsstrasse mit Flair in Marina, dem für mich schönsten Viertel San Franciscos. Direkt oberhalb der Bay mit Blick auf die Golden Gate Bridge gelegen, öffnet sich das Viertel dem Meer hin und hat eine angenehme, offene, frei fliessende Energie.
Ich habe ein schönes Zimmer im 3. Stock im Coventry Motor Inn auf der Lombard. Das Zimmer geht nach hinten raus zur Moulton und ist total ruhig. Die Einrichtung ist nicht 08/15 Motel-like, sondern besteht aus schönen, alten Holzmöbeln. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht zum Schlafbunker im Zentrum der Langeweile.
Im Folgenden einige Highlights der Chestnut:
Das Peet's Coffee + Tea, in dem ausschliesslich klassische Musik läuft, ist die Ursache dafür, daß ich wieder regelmässig Kaffee trinke. Bei meinem ersten Besuch meint die junge Frau hinter der Theke, nachdem ich A large Soy Cappuccino To Go bestellt habe: You will get the best Cappuccino in your life. Und erstaunlicherweise hat sie Recht behalten und seitdem bin jeden Tag mindestens 2 x dort.
Der winzige, fast immer volle Pacific Catch Fresh Fish Grill kombiniert asiatische, lateinamerikanische und hawaiianische Küche mit lokalen kalifornischen Zutaten und hat die leckersten Fischgerichte, die ich kenne. Der Hauptladen ist in der 9th Avenue.
Im Plant Cafe Organic (in der Steiner, einer Seitenstrasse der Chestnut gelegen) gibt es wundervolle, frische, organische Salate und Sandwiches. Dazu eine grosse Auswahl leckerer Smoothies und Säfte sowie ausgewählte Süssigkeiten, wie z.B. Raspberry-Cashew Cheesecake, raw served with blackberry-black pepper sauce. Das Plant Cafe hat - aus meiner Sicht zu Recht - diverse Auszeichnungen für die Qualität der Speisen sowie die Innenarchitektur bekommen. Es ist das erste Cafe/Restaurant, das ich kenne, das Twitter als Marketingplattform nutzt (http://twitter.com/theplantcafe).
Books Inc. ist ein Buchladen, dem man anmerkt, dass er von wirklichen Bücherliebhabern geführt wird. Was ich besonders mag: Zu ausgewählten Büchern gibt es handgeschriebene 'Staff Reviews', das sind mit Namen versehene, persönliche Empfehlungen der Verkäufer.
Und morgen gehe ich shoppen.
Currently playing in the background: Dick Dale and the Del-Tones - Sloop John B.
Verfasst um 08:31 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Verfasst um 06:30 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Ich fahre mit meinem schwarzen Nissan Murano schon seit geraumer Zeit mit gleichförmiger Geschwindigkeit durch die Dunkelheit. Nur ganz am Horizont hinter einem Bergrücken sind die schwachen Ausläufer einer ominösen Lichtquelle zu sehen. Genesis P. Orridge singt:
Little by little the night turns around
Counting the leaves which tremble at dawn
Novices lean on each other in yearning
Under the leaves the swallow is resting
Set the Controls for the Heart of the Sun
Ein Schild am Strassenrand sagt: Temple Bar 3 Miles. Es sieht aus, als führe der Weg ins schwarze Nichts. Ich biege nicht ab. In regelmässigen Abständen tauchen weitere Schilder auf, die darauf hinweisen, daß ich mich auf der 'Route 93' befinde - als versteckte Referenz an 'Current 93' und speziell David Tibet.
Love is the shadow that ripens the wine
Set the controls for the heart of the sun
Da mich Schilder darauf hinweisen, verringere ich meine Geschwindigkeit bis auf 5 Meilen pro Stunde. Weitere Schilder leiten mich von der Strasse weg. Hinter einer Einzäunung stehen ein paar alte Trailer und am Strassenrand Männer mit seltsamen, breitkrempigen Hüten. Einer von ihnen bedeutet mir, anzuhalten. Er leuchtet in das Wageninnere und bedankt sich. Ich darf weiterfahren.
Hinter einem Bergrücken taucht die Ursache der ominösen Lichtquelle auf. Ein Landeplatz für Ausserirdische muss dringend fertiggestellt werden, so dass auch nachts an ihm gearbeitet wird. Ich denke, ja, was soll man hier in in der Wüste zwischen Arizona und Nevada auch anderes erwarten...
Ich fahre weiter. Genesis P. Orridge singt noch immer in einer Endlosschleife.
Breaking the darkness waking the grapevine
One inch of love is one inch of shadow
(..)
Set the controls for the heart of the sun
The heart of the sun
The heart of the sun
Nach nicht allzu langer Zeit hinter einer Hügelkuppe erblicke ich das Herz der Sonne.
Nach ca. einer Stunde bin ich im Zentrum des Herzens der Sonne. Dort ist es sehr langweilig. Daher miete ich - so wie zigtausende anderer Menschen auch - eine Zelle im grössten der hier aufgestellten Spiel- und Schlafbunker (meiner heisst MGM), um mich auszuruhen für den nächsten Tag. Mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen ist, ob der Landeplatz für Ausserirdische bewusst so nah an das Zentrum der Sonne gebaut wird, weil es das bevorzugte Reiseziel der Ausserirdischen ist - oder ihnen unter Marketinggesichtspunkten im Rahmen eines Unterhaltungsprogramms während ihrer Erdrundreise nähergebracht werden soll...
Novices lean on each other in yearning
(...)
Witness the man who raves at the wall
Making the shape of his question to heaven
Whether the sun will fall in the evening
Will he remember the lesson of giving
Set the controls for the heart of the sun
The heart of the sun
The heart of the sun
Currently playing in the background: Psychic TV - Set the Controls for the Heart of the Sun
Verfasst um 19:24 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
In Phoenix, AZ verabschiede ich mich von meinen Schicksalsgenossen, die mir eine grosse Hilfe in den gemeinsam überstandenen Gräueln waren. Ich nehme einen schwarzen Nissan Murano in der Car Rental Station in Empfang (aus Solidarität mit dem gerade gewählten Staatsoberhaupt dieses Landes wähle ich diese Farbe) und fahre schnurstracks nach Sedona. Dort gerate ich sofort wieder in eine Zeitturbulenz. Ich finde mich in der Love and Peace Ära aus den 60ern des letzten Jahrhunderts wieder. Im Java Love Cafe wird fast ausschliesslich Blues gespielt und an den Wänden hängen bunte und schwarz-weisse Weltverbesserungsobjekte. Wieder fotografiere ich, was das Zeug hält.
Beim Fotografieren obigen Bildes werde ich gefragt, ob es von mir stammt. Das kann ich dem Frager nicht verdenken, denn mein äusseres Erscheinungsbild passt genau zu diesem Werk.
Currently playing in the background: Jefferson Airplane - Somebody To Love
Verfasst um 23:40 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Atlanta ist jedoch noch nicht der Endpunkt unserer Reise. Auf dem Weiterflug nach Phoenix, AZ kommen wir in unvorhergesehene Wind- und Zeitturbulenzen und landen daher kurz in Lhasa zwischen. Wir haben einige Stunden Aufenthalt, in denen wir fotografieren was das Zeug hält.
Currently playing in the background: Fantastic Plastic Machine - Honolulu, Calcutta
Verfasst um 23:19 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Wir entkommen nur knapp dem nuklearen Inferno. Kleine, kontrollierte Explosionen sind von oben sichtbar. Zusätzlich werden wir noch mit konventionellen Waffen beschossen. Davon zeugen die Einschusslöcher in den Kabinenfenstern.
Um die Gräuel der vergangenen Tage vergessen zu machen, werden während des Fluges Filme gezeigt. Ein Gebundener Jakob mit einem seltsamen Körperbau, der im wirklichen Leben Daniel Craig heisst, ist wohl Hauptprotagonist in einem der Filme. In einem weiteren Streifen wird ein angeblich Ausserirdischer von einem Schauspieler verkörpert, dessen mimische Bandbreite an diejenige von Steven Seagal erinnert. Der nicht sehr innovative Plot wird als Vehikel zur Verbreitung kruder Pauschalisierungen über die menschliche Rasse benutzt: Militärs sind per se schiesswütig und böse - Die US - amerikanische Führungsriege hat eine primitive Hau-Drauf-Mentalität - Das Wesen der Menschheit ist Zerstörung und diese eigentlich nicht mehr zu retten. Also die gesamte Bandbreite des heutzutage modernen Schmarrns. Natürlich gibt es unter den Menschen ein paar Ausnahmen, die dann zu den Protagonisten des Films werden. Ob dieser simplen, realitätsfernen Schwarz-Weiss-Malerei schaue ich mir den Film lieber ohne Ton an und höre im Bordradio wunderbare amerikanische Musik aus den 30ern - 50ern des letzten Jahrhunderts - wie Billie Holiday, Bing Crosby, Doris Day oder die Andrew Sisters - dargeboten von meiner favorisierten Downloadplattform Emusic.
Zwischenfrage: Führt das zu Anfang erwähnte 'Nukleare Inferno' nicht die soeben geäusserte Kritik an der in dem Film dargestellten Moral der Menschheit ad absurdum?
Zwischendurch lese ich in einem Buch, von dem die 'Bild am Sonntag' behauptet:
Was hier an Einfallsreichtum, Witz und gaunerhafter Spannung drinsteckt, ist unglaublich.
Im folgenden ein paar Auszüge aus diesem Buch, damit sich der geneigte Leser ein eigenes Urteil erlauben kann:
Die Lichtstreifen an der Decke standen auf Vormittag. Doodah Day hatte eine deutliche Spur der Zerstörung hinterlassen. Der Stand mit Wühlmauscurry war umgestürzt. Klebriges, graugrünes Curry überzog das Pflaster.
(..)
Winzige Magiefunken tanzten um die zahlreichen Schnittwunden und verschlossen sie. In den Ohren ploppte und fiepte es, während die Trommelfelle neu justiert wurden.
Sogar Objektophilie wird thematisiert:
Doodah Days Nummer mit dem Multimixer hatte auf dem Marktplatz ein einziges Chaos ausgelöst. Wichtel von der Verkehrpolizei, auch 'Knollos' genannt, strömten herbei und Zivilisten eilten davon.
Nach 9 Std. 35 Min. landen wir in Atlanta, GA und betreten den Boden eines Landes, das - vielen Anwürfen zum Trotz, die in Richtung Rassismus zielen und obwohl grösstenteils von 'Weissen' bevölkert - in der letzten Legislaturperiode eine farbige (genauer gesagt schwarze) Aussenministerin und in der aktuellen sogar ein farbiges (genauer gesagt schwarzes) Staatsoberhaupt auf demokratische Art und Weise hervorgebracht hat.
Currently playing in the background: Fantastic Plastic Machine - Mars Forever
Verfasst um 23:04 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Ich kann nicht verstehen, dass heutztage in den meisten Kinos sofort nach Beginn des Abspanns das Licht hochgedimmt wird und die Besucher aufstehen und reden. Zumeist erwache ich erst langsam aus dem traumähnlichen Zustand, in den mich der Film hineinversetzt hat und geniesse noch den Abspann mit der dazu gehörigen Musik. Natürlich ist mir bewusst, dass auch unser erlebtes Dasein ein individueller Traum innerhalb des kollektiven Traums aller Wesen ist. Das Versinken in einen Film ist also ein Träumen innerhalb eines Traumes.
Ich sehe im Abspann des gerade erlebten Traums / Films die Auflistung der verwendeten Musikstücke. 99 Luftballons von Nena, First we take Manhattan und noch ein anderes Stück von Leonard Cohen sowie Philipp Glass.
Ein Freund bezeichnete den Film als sehr, sehr gut und gab ihm 8,5 von 10 möglichen Punkten. Ich für meinen Teil würde die Punktzahl auf 9 erhöhen.
Der Film / Traum fängt für mich schon vor dem eigentlichen Film an (und hört auch danach nicht sofort auf).
Ich gehe in ein leeres Multiplex (es ist die 17:00 h Vorstellung des UCI im Düsseldorfer Medienhafen) und habe noch eine halbe Stunde Zeit, bis der Film anfängt. In einem der Kinoblättchen lese ich ein Interview mit einer der Dastellerinnen, in dem sie einen ziemlich oberflächlichen Eindruck macht und nichtssagende Antworten gibt. Jedoch so wie ich die Rollen der Darsteller verstehe, spielen sie diese ja nur und können in ihrem wirklichen Leben (individuellen Traum) völlig unterschiedlich sein. Von daher mache ich mir keine Sorgen um den Film. Weiterhin lese ich, dass der Autor der (Comic-)Vorlage nichts mit dem Film zu tun haben wollte. Jedoch auch das bereitet mir keine Sorgen, da er ohnehein ein ziemlich eigenwilliger Kauz ist. Ich muss gestehen, dass ich die Vorlage noch nie gelesen habe und nur von überschwenglichen Lobeshymnen meiner Freunde und gewissen Publikationen her kenne. Der Regisseur hat auch '300' gedreht, den ich in einem schönen, kleinen Kino in einer kleinen Stadt in Arizona gesehen habe - und der mir überhaupt nicht gefiel.
Im Kinosaal sitzen nur eine Handvoll Menschen und es beginnt wie immer mit Werbung und Filmtrailern. Von den vorgestellten Filmen finde ich mehrere so interessant, dass ich mir vorstellen könnte, sie anzuschauen. Nach all dem YouTube- und Fernseh-Gegucke (auch ein inzwischen 37 Zoll LCD Fernseher mit Dolby Surround Anlage reicht nicht) sind die Riesenleinwand und der Kinosound ein richtig sinnliches Erlebnis. Nach ca. 20 Minuten beginnt der Hauptfilm vielversprechend. Der Comedian hantiert in seiner Wohnung und im Fernsehen werden Szenen gezeigt, die als Vorboten einer drohenden atomaren Apokalypse interpretiert werden können. Plötzlich wird das Geschehen seltsam verfremdet. Es sieht aus, als ob vom unteren Bildrand her Leuchtspots in allen möglichen Farben die Szenerie erleuchten und Ton und Geschehen treten in den Hintergrund. Nach 2 - 3 Minuten wird zusätzlich das Licht im Saal hochgedimmt und Dudelpop eingespielt. Die Leinwand wird langsam weiss. Jetzt bin ich mir ziemlich sicher, das das kein Stilmittel des Regisseurs, sondern eine handfeste Störung ist. Die wenigen Zuschauer holen sich Nachschub an Essen und Getränken und/oder gehen noch schnell einmal ein Geschäft erledigen.
Nach ca. 10 Minuten wird es wieder dunkel. Es beginnt wie immer mit Werbung und Filmvorschauen. Von den
vorgestellten Filmen finde ich mehrere so interessant, dass ich mir
vorstellen könnte, sie anzuschauen. Nach ca. 20 Minuten beginnt der Hauptfilm vielversprechend.
Der Comedian hantiert in seiner Wohnung und im Fernsehen werden Szenen
gezeigt, die als Vorboten einer drohenden atomaren Apokalypse
interpretiert werden können. Weitere interessante Charaktere tauchen auf (Rorschach, Dr. Manhattan, Silk Spectre II, Night Owl II, Ozymandias) und verleihen dem interessanten Plot Gestalt und Charakter. Wenn ihr mehr über Inhalt und formale Kriterien des Films wissen wollt, googelt einfach - andere können das bestimmt viel besser beschreiben als ich.
Nach ca. 160 Minuten Film / Traum bin ich vollkommen hin und weg (obwohl ich mit den teilweise im Film zum Ausdruck kommenden philosophischen Implikationen natürlich nicht einverstanden bin - die Protagonisten oder der Autor haben nicht erkannt, dass Natur an sich kein Wert ist und ohne den Geist der Wesen auch keine Materie existiert [siehe auch die Kopenhagener Interpretation der Heisenbergschen Unschärferelation - oder wie es Niels Bohr so schön formulierte: Kein Phänomen ist ein Phänomen, ausser es ist ein beobachtetes Phänomen]) und bleibe als einziger noch bis zum Ende des Abspanns sitzen. Danach geht der Film (oder genauer gesagt Traum im Traum) jedoch noch weiter. Ich gehe allein den dunklen Gang entlang zum Ausgang des Saals, vor dem schon eine Menschenmenge auf Einlass in die nächste Vorstellung wartet, und trete hinaus ins Licht. Alle schauen mich an (oder bilde ich mir das nur ein?) und ich schiebe mich durch die wartenden Menschen. Ich wandele durch den Traum im Traum und begebe mich in das angrenzende Restaurant, in dem ich nach einiger Zeit nur noch der einzige Gast bin. Nach einem argentinischen Hüftsteak nebst zwei Gläsern Montepulciano und einer Flasche Wasser gehe ich langsam durch den Regen die wenigen Minuten zu mir nach Hause und wache langsam aus diesem speziellen Traum auf, um in meinem 'normalen' Traum weiterzuleben.
Currently playing in the background: FSOL - It's My Mind That Works
Verfasst um 00:19 Uhr in Film | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Samstag Abend. Eine Geburtstagsparty mit illustren Gästen. Der Gastgeber, ein in gewissen Kreisen nicht mehr ganz unbekannter Medienschaffender, der sich schon diverse Standesprivilegien erarbeitet hat, sitzt in grünem Hemd vor einer grünen Wand und porträtiert die Gäste, die währenddessen 'Muschi' sagen müssen. Das Wort Muschi ist eines der meistgebrauchtesten an diesem Abend. Trotzdem werden Anrufer mit Ständer einfach weggedrückt. Ein etwas seltsamer, jedoch nichtsdestotrotz netter Kauz mit Hut, langen Haaren und Bart schaltet sich in ein Gespräch über Strafe für Rebellion ein, zu dem er etwas aus eigener Erfahrung beizutragen weiß. Ein die letzte Zeit in der Öffentlichkeit nur noch mit Wollmütze auftretender Gast (was ihm ausgezeichnet steht) erzählt etwas über Einstürzende Altbauten.
Zum Glück für mindestens 1 der Anwesenden gibt es diesmal keinen Unicum.
Den netten Kauz mit Hut verfolgen nichtsdestotrotz auf seinem gesamten Nachhauseweg zwei sich überlagernde Nachtsonneneruptionen.
Currently playing in the background: Butthole Surfers - The Hurdy Gurdy Man
Verfasst um 15:26 Uhr in Das (Er)Leben | Permalink | Kommentare (2) | TrackBack (0)
Im Laufe der Zeit wurden die Restriktionen gelockert. Jeder durfte jetzt bis zu 3 x am Tag Hurra schreien. Die Anzahl der einzelnen Schreie wurde von zusätzlich eingestelltem, mathematisch ausgebildetem Wachpersonal genauestens dokumentiert. Auf langen, öffentlich aushängenden Listen wurde die Anzahl der Schreie pro Tag aller Lagerinsassen festgehalten. Die Regularien besagten, dass das nicht genutzte, tägliche Kontingent an Schreien weiter mitgeführt werden konnte. Es gab jedoch ein oberstes Limit von 9 Hurra-Schreien. Alle darüber angesammelten Schreie verfielen unwiderruflich - mehr noch, eine Überschreitung des Limits wurde hart sanktioniert.
Hier zur Verdeutlichung dieser Regel die Hurra-Schrei-Liste des Gefangenen Max:
Datum Schreie pro Tag Anzahl Schreiguthaben Kumulierung Schreiguthaben
1.1 3 0 0
2.1. 2 1 1
3.1. 0 3 4
4.1. 1 2 6
5.1. 3 0 6
6.1. 1 2 8
7.1. 2 1 9
------------------------------------------------------------------------------------------------------------
8.1. 2 1 1
9.1. 1 2 3
10.1. 3 0 3
.
.
.
Max hat also am 7.1. sein Guthabenlimit erreicht und muss(!) an diesem Tag 9 x Hurra schreien. Am 8.1.fängt die Zählprozedur wieder von vorn an.
Übrigens musste Max am 7.1. mindestens 2 x Hurra schreien, da ansonsten sein Guthaben auf über 9 angewachsen wäre und das gegen die Regularien verstösst. Auf solche Feinheiten achtete das mathematisch geschulte Wachpersonal besonders.
Currently playing in the background: Nurse With Wound - Scissor Rock Bycycle Revelation
Verfasst um 00:52 Uhr in Das (Er)Leben | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Ich höre das eigentlich einfallslose, mir jedoch nichtsdestotrotz gefallende Stück Away in India von den Doors und lasse die heute erlebte Szene bei Aldi Revue passieren:
Drei junge Männer, die genau so aussehen, wie ich mir fleischgewordenen Klerikalfaschisten vorstelle, stehen vor dem Regal mit Bio-Maragarine und unterhalten sich:
Klerikalfaschist 1: Die Hostie ist auch nicht mehr das, was sie einmal war.
Klerikalfaschist 2: Aber vielleicht wird sie es bald wieder sein.
Klerikalfaschist 3: Hoffen wir es.
Ich muss gestehen, ich habe nur *Bahnhof* verstanden.
Currently playing in the background: Doors - Away In India
Verfasst um 20:01 Uhr in Das (Er)Leben | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Verfasst um 15:30 Uhr in Das (Er)Leben, Musik | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Verfasst um 00:34 Uhr in Das (Er)Leben | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Manchmal mache ich Experimente wie dieses:
Wenn ich aus meiner Wohnung gehe, lasse ich meine iTunes Playlist weiter laufen. Nach der Rückkehr versuche ich eine Korrelation zwischend der dann in der Wohnung herrschenden Atmosphäre und Schwingungsebene und den während meiner Abwesenheit gelaufenen Musikstücken herzustellen. Falls es eine Korrelation gibt, forsche ich weiter, ob zwischen den beiden Variablen Playlist und Schwingungsebene zusätzlich eine Kausalität besteht - und wenn ja, in welcher Richtung.
Frage: Hat dieses Experiment jemals ein wie auch immer geartetes Ergebnis hervorgebracht?
Antwort: Nein, nicht im geringsten. Alles nur sinnlos vertane Zeit.
Currently playing in the background: Brighter Death Now - Pain In Progress
Verfasst um 00:11 Uhr in Das (Er)Leben | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)