Da beim Cleanairclearsky Festival über 20 Bands und Künstler gelistet sind, habe ich mir ein riesiges Gelände mit tausenden von Besuchern vorgestellt. Alles ist jedoch überschauber und findet im Hof des Harriets Pioneertown Palace sowie auf einer Bühne, die im Restaurant aufgebaut ist, statt. Den kurzfristig anberaumten Set des Black Rebel Motorcycle Club, die ich auch mag, habe auf Grund der Unterhaltung mit Gisela verpasst. Pünktlich zu Beginn des Auftritts der Black Angels bin ich jedoch vor der Bühne. Es ist ziemlich kalt hier abends, ich habe mich jedoch warm angezogen und der Wein tut auch sein übriges. Der hypnotische, psychedelische Rock der Black ANgels kommt live natürlich noch besser als auf CD. Die Musiker haben trotz der Kälte richtig Spass beim Spielen und das Publikum - ich inclusive - ist begeistert. Die Sclageugerin und ein Gitarrist tauschen während des Konzerts die Plätze. Nach Ende des Sets unterhalte ich mich noch kurz mit einem Mitglied der Band. Sie kommen im Dezember das erste Mal nach Deutschland und sind aufgeregt, was sie wohl dort erwartet. Am 12.12. dieses Jahres werde ich sie dann in Köln wiedersehen.
Auf der Bühne des Restaurants werden noch akustische Sets gespielt. Das interessiert mich im Moment nicht so sehr und ich habe ob des vielen Weins eigentlich auch schon die nötige Bettschwere. Hinter dem Veranstaltungsort ist jedoch eine kleine Westernstadt mit Lokalitäten und allem drum und dran aufgebaut. Man darf sich das jetzt aber nicht so sauber und spiessig vorstellen, wie das bei uns in Deutschland der Fall wäre, sondern mit einem eigenen Charme und ganz unprätentiös und eher freakig (mir fällt im Moment leider kein besseres Wort ein). Auf einer kleinen Bühne unter freiem Himmel spielen noch ein paar Musiker und davor steht eine Handvoll Zuschauer. Die junge Sängerin in weissem Rüschenkleid, Cowboyboots und einer schwarzen Lederjacke hat eine ganz eigene Ausstrahlung und Präsenz. Zu spontaner Begleitung von Gitarre und Geige gibt sie mit ihrer variationsreichen Stimme eine beeindruckende Performance. Ich bin total hin und weg. Die Musiker sowie das Publikum könnten in Auftreten sowie Aussehen einer abgedrehten Künstlerkneipe in San Francisco entstammen.
Dann ist auch hier Schluss. Nebenan hat jedoch noch ein Etablissement mit dem Namen 'Pioneertown Bowl' offen. Jetzt bin ich natürlich noch neugierig und gehe hinein. Es ist wirklich eine Bowlinghalle - aber was für eine. Erst einmal sind nur Musiker und Besucher des Festivals die Gäste. Aber dann die Einrichtung: Eine Mischung aus Saloon und 70er Jahre Chic. Weiterhin stehen überall alte Spielgeräte bis zurück zu den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts: u.a. alte Flipper, ein Gerät, an dem man American Football spielen kann sowie eine Art Minigolfgerät - und fast alles noch funktionsfähig. Und eine leibhaftige Musikbox mit CD's. Ich fühle mich sofort wohl hier.
Ein Getränk, das in einem grossen, einem Einmachglas ähnlichen Behältnis serviert wird, scheint hier der Renner sein. So weit ich das mitbekomme, besteht es aus Kaffee, in den aus einer Unzahl von Flaschen verschiedene Liköre geschüttet werden. Ich bestelle auch so etwas und komme dabei mit einer der beiden Frauen hinter der Theke ins Gespräch. Sie hat einen Coyboyhut auf und eine nette, robuste, erdverbundene Art. Sie heisst Stefi (mit einem 'f') und hat den Laden hier vor fünf Jahren zusammen mit ihrer Schwester, die eigentlich Ärztin ist, übernommen. Stefi ist eigentlich Künstlerin und malt mit Kohle grossformatige Akte. Die Menschen hier in der Gegend seien ziemlich konservativ und wenn sie einen Penis auf einem Bild sehen, ist ihnen das schon zu viel. Stefi lebt mit ihrem Lebensgefährten zusammen hier in Pioneertown und gehört zu einer der 50 Familien, deren Haus und gesamte Habe bei einem Waldbrand vor ca. 2 Jahren vollkommen zerstört wurde. ich trinke noch so ein Getränk und freue mich, wieder einmal aus einer Musikbox Stücke auswählen zu können. Die jungen Gäste sind total gut drauf und tanzen zu den einzelnen Songs, vollkommen egal, ob es sich um aktuelle Sachen oder alte Hits von Jethro Tull handelt. Sie kennen auch alle die alten Sachen und mögen sie.
Dann verschwimmt meine Erinnerung irgendwie. Auf jeden Fall habe ich mich noch gut mit den beiden Schwestern sowie zum Schluss mit den Musikern bzw. Organisatoren des Festivals unterhalten. Zwischendurch erscheint auch noch die Sängerin von vorhin, jedoch bevor ich sie ansprechen und nach dem Namen fragen kann, ist sie schon wieder weg.
Auf dem Campingplatz sitzen noch einige Leute um ein Feuer herum und machen Musik. Ich kann jedoch nicht mehr und gehe schlafen.
Currently playing in the background: Black Angels - Vikings
punktabzug für´s verpassen des brmc sets , ;) danke für den eindruck, wär gerne dabei gewesen. black angels laufen hier grad im hintergrund...
grüße, paula
Kommentiert von: paula | 14. Oktober 08 um 14:10 Uhr
@paula:
Ja, das mit dem BRMC ist schade (tja, der Wein...). Die Musiker der Black Angels waren ganz begeistert von dem Set.
Übrigens bist du die erste Person aus D, die ich kenne, die auch die Black Angels kennt. Hast Du Gelegenheit, sie in D zu sehen (10.12. Hamburg, 12.12. Köln)? http://www.theblackangels.com/shows.php
Kommentiert von: Dietmar Nass | 15. Oktober 08 um 04:17 Uhr