Ich habe heute meiner Bürgerpflicht Genüge getan und - wie 38,5 % der ca. 461.000 Wahlberechtigten der NRW-Landeshauptstadt - mein Kreuzchen für die wegen des Krebstods von Joachim Erwin notwendig gewordene Oberbürgermeisterwahl gemacht. Als letzter Bewerber auf dem Stimmzettel stand der Name Diane Huttner. Von dieser Frau hatte ich noch nie etwas gehört. Da auf dem Stimmzettel keine Fotos oder Programme bzw. Statements der Kandidaten erscheinen, konnte ich sie natürlich nicht wählen. Durch Recherchen im WEB habe ich dann gelernt, dass sie Vertreterin der ALT (AlternativeListeTrans) ist und - wie der Name der Liste eigentlich schon suggeriert - ganz schön verwirrtes und verschwurbeltes Zeug von sich gibt (nebenbei bemerkt ist es äusserst kontraproduktiv, wenn das Akronym, das für das in den eigenen Augen neue und zukunftsorientierte Programm steht, alt heisst).
Alle spüren es, jeder beklagt es - es ist nicht nur gefühlt:
Rücksichtslosigkeit bis hin zu Gewalt, ein „Sich-Abzocken" als
anerkannter und legitimierter Volkssport; eine Gesellschaft, die sich
schon für kleines Geld die Köpfe einschlägt, sich arm, inhuman,
gefährlich und letztlich kaputt macht. Stets geht es nur um Geld und um
die Frage, wie man es ergattert! Das System der Fürsten, der
Privilegierten und „Kriegsgewinnler" sowie das Ausquetschen der
Kleinsten wirkt uneingeschränkt hinfort, global wie lokal.
(..)
Die lokalen Themen sind mit den bundespolitischen naturgemäß vernetzt
und an gehörigen Missständen ebenso wenig arm, mithin sind diese
Missstände auch in Düsseldorf hochwirksam. Man fragt sich auch hier:
Wann hört das alles auf?
(...)
Also ergreife ich in diesem Kontext die Chance, zumindest Düsseldorf
vor einem Abgrund zu retten - die Verkrustungen sind strikt zu
durchbrechen.
(...)
Kriminelles Kroppzeug haut endlich ab! Schluss mit der Abzockermantalität der Kleptokratie! Nehmt gesunde Summen! Es soll endlich aufhören!
(...)
Die plausibelste Lösung lautet:
Die Kapitalstromrichtung umdrehen. Das was „hoch" gesaugt wird kann
auch wieder in eine gesunde Mitte zurück fließen. Dann lässt sich
Wichtigeres spielend finanzieren! Ist das unrealistisch?
(...)
Zwar werden die Bisherigen vor Wut schäumen und
um sich schießen, jedoch muss dies mit Bedauern in Kauf genommen werden
- sie waren ja lange genug im geschmückten Festsaal.
Diane Huttner, Düsseldorfs Gesicht der Zukunft
Diane Huttner ist ohne jeden Zweifel die unterhaltsamste aller Kandidaten und ich wäre auch gern zu einem ihrer Auftritte gegangen, ein Grund sie zu wählen ist das jedoch noch lange nicht...
Wen sollte man dann wählen?
Den gesichtslosen Technokraten, den ich unter den piefigen Personen auf seinem Wahlplakat zuerst gar nicht erkannte?
Die Dame mittleren Alters, die auf ihren Wahlplakaten Anspielungen auf ihr Sexualverhalten macht? Wogegen erst einmal nichts einzuwenden ist - nur, ist das ein Grund sie zu wählen?
Einen der beiden Herren vom äussersten linken und rechten Spektrum? Die rechte Seite kommt mit billigstem Populismus und die linke mit abgedroschenen Phrasen der Arbeiterbewegung, die auch nicht wahrer werden, wenn man sie immer wieder aufwärmt.
Und hier das amtliche Endergebnis:
Es gibt also mindestens 538 Menschen in Düsseldorf, die die verschwurbelten Gedanken einer Diane Huttner gut finden. Nun ja. Jedoch keinen in dem Stimmbezirk, in dem ich wohne:
Eindeutig positiv an diesem Ergebnis ist, dass die Wahrscheinlichkeit, einem Sympathisanten der Republikaner beim Einkaufen zu begegnen, in der Umgebung meines Wohnorts gleich null ist. Mit den 12 Unterstützern der SED-Nachfolgeorganisation muss ich leider leben.
Ich möchte nicht verhehlen, dass ich mit dem Wahlergebnis im Grossen und Ganzen zufrieden bin.hgewählt?
Currently playing in the background: Christian Death - Venus in Furs
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