Passend zu meinem gestrigen Eintrag 'Play with Fire' sorgt heute die Kinderkommission des Bundestages für eine Posse, die an Absurdität kaum zu überbieten ist.
Innenminister Wolfgang Schäuble hat das Thema
verschlafen. Doch zum Glück hat die Kinderkommission des Deutschen
Bundestags erkannt: Überraschungseier sind ein Sicherheitsrisiko.
Deshalb sollen sie jetzt verboten werden.
(...)
Da der für Sicherheitsrisiken eigentlich zuständige Innenminister
Wolfgang Schäuble das Thema verschlafen hat, kämpft die FDP-Abgeordnete
Miriam Gruß an vorderster Front gegen die Überraschungseier.
Unfallzahlen mit verschluckten Plastikfiguren kann sie zwar nicht
vorweisen, wie die Tageszeitung „Die Welt“ berichtet. Dennoch will sie
gleich noch zusätzlich Cornflakes mit Spielzeug drin verbieten. Miriam
Gruß ist sicher: „Kinder unterscheiden nicht zwischen Spielzeug und
Nahrungsmitteln.“
Die FDP-Bundestagsabgeordnete Miriam Gruß ist schon im Jahre 2006 mit ihrer Forderung aufgefallen, Jürgen Klinsmann nach der 1:4 Niederlage gegen Italien vor den Sportausschuss des Bundestages zu zitieren, damit er sein Konzept erkläre.
"Weniger als 100 Tage vor der WM sollte Jürgen Klinsmann nicht mehr
experimentieren müssen", wetterte Gruß damals und ergänzte: "Es geht ja
nicht nur darum, ob eine Mannschaft mal schlecht spielt, sondern um die
Frage: Wie präsentiert sich Deutschland."
Quelle
Dass ausgerechnet eine FDP-Politikerin durch an sozialistische Regulierungswut erinnernde Vorschläge auf sich aufmerksam macht, erstaunt mich doch ein bisschen.
Leider muss ich an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Ü-Eier aus ähnlichen Gründen, wie sie die Kinderkommission des Deutschen Bundestages jetzt anbringt, in meinem Traumland schon kurze Zeit nach ihrer äusserst erfolgreichen Einfürung verboten wurden. Einem Arbeitskollegen aus der US-Zentrale des Unternehmens, bei dem ich beschäftigt bin, kann man keine grössere Freude machen, als bei einem Besuch möglichst viele Ü-Eier mitzubringen.
Im oben schon zitierten Artikel von Tobias Peter im Kölner Stadtanzeiger werden jedoch kreative Alternativen zu einem Totalverbot aufgezeigt, ohne das erhebliche Sicherheitsrisiko der Ü-Eier zu ignorieren.
Es gibt eine Lösung: die Abgabe nur an über 18-Jährige. Dafür sollte es wie bei den Zigaretten Automaten geben, die eine Überprüfung des Alters ermöglichen. Oder aber die Überraschungseier werden nur noch nach Vorlage des Ausweises verkauft. Am besten ausschließlich in Eckkneipen, die bereits Rauchern als Zuflucht dienen. Zusätzlich zum „R“ könnte dann ein großes „Ü“ im Schaufester stehen. Für Ü wie Überlebende. Denn das ist noch immer das größte Wunder.
Update:
Frau Miriam Gruß hat jetzt wohl zurückgerudert. Jetzt geht es angeblich nur um Warnhinweise auf den Packungen für Eltern. Dafür übertreibt es jetzt der Deutsche Kinderschutzbund.
Die Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbunds, Paula Honkanen- Schoberth, hält es für wichtig, dass Eltern von Kleinkindern keine Überraschungseier kaufen. Denn „kleine Kinder stecken ja alles in den Mund“.
Wenn kleine Kinder "alles" in den Mund stecken, warum sind dann gerade Ü-Eier so gefährlich? Konsequenterweise ist dann auch "alles" gefährlich. Hier wird deutlich, dass der ganze Denkansatz verkehrt ist. Einen hundertprozentigen Schutz wird und kann es nie geben - auch mit noch so viel sozialistischer Regulierungswut!
Und auch die Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ muss ihren unausgegorenen Quark dazu geben:
Die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft, Karoline Becker, hält Überraschungseier einfach für „unnütz“.
Millionen von Kindern hatten und haben grosse Freude an diesem Produkt, es ist kein einziger Fall dokumentiert, der die herbeigeredeten Gefahren dokumentiert, jedoch diese Frau findet das Produkt "unnütz". Welche Anmassung! Das kann gerne ihre private Meinung sein und sie darf natürlich ihren eigenen Kindern diese Freude vorenthalten - jedoch eine solche Aussage in ihrer Funktion als Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ als Basis oder Vorbereitung für evtl. Reglementierungen ist eine Unverschämtheit!
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