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Die Aussagen der New Yorker zu Coney Island sind widersprüchlich. Einige meinen, es wäre noch nicht geöffnet, ein Cop des NYPD Departments sagt das Gegenteil. Ich denke, der Cop muss es ja wissen und mache mich auf den Weg, mit der Metro über eine Stunde bis ganz in den Süden Brooklyns ans Meer. Schon von der Bahn aus sehe ich, dass alles ruhig und verlassen daliegt.
Das gesamte Viertel hat den Charme eines heruntergekommenen Amüsierviertels mit überwiegend geschlossenen Bars und Restaurants. Das Gelände ist viel kleiner, als ich es mir vorgestellt habe. Auf meinem Rundgang sehe ich, dass ein einziger Stand geöffnet hat. Jeff, der Inhaber, klärt mich nun endgültig über die Öffnungszeiten auf. Z. Zt. hat das Gelände nur am Wochenende geöffnet, ab dem Memorial Day im Mai ganztägig.
Jeff ist 60 und seit 47 Jahren bis auf eine Unterbrechung von 10 Jahren auf Coney Island mit verschiedenen Ständen vertreten. Während der 10 Jahre ist er mit seinen Ständen durch ganz Amerika gereist. Angefangen hat er mit 13 jahren mit Polaroid Fotos von Besuchern, für die er von seinem Auftraggeber 1 Dime pro Stück erhielt. Das war die Basis für sein Geschäft mit bis zu 20 Ständen.
Jeff weiss viel zu erzählen. Ein junger, steinreicher Russe hat schon fast das gesamte Gelände rund um Coney Island aufgekauft. Er hat den Besitzern das zwei-bis dreifache des Wertes bezahlt. Er hat vor, auf dem gesamten Gelände (direkt am Meer) mehrstöckige Super-Luxus-Appartements zu bauen. Bisher haben sich die politisch Verantwortlichen New Yorks gesträubt. Der Investor hat jedoch sowohl den Republikanern als auch den Demokraten so viel Spenden zukommen lassen, dass es nach Jeffs Einschätzung noch max. 3 Jahre dauern wird, bis die Genehmigung durch ist. In den USA finanzieren sich die Parteien ja zum grossen Teil durch Fundraising. Es werden Dinner mit mehreren hundert reichen Sponsoren veranstaltet, die z.B. 1000
Dollar pro Platz bezahlen. Dieser Investor hat nun einfach alle Plätze aufgekauft, sass daher allein mit den Parteihonoratioren beim Dinner und hat auf diese Art und Weise seine Interessen durchgesetzt.
Da es dieses traditionsreiche Vergnügungsviertel nun bald nicht mehr geben wird, erlebt es jetzt nach seinen Hoch-Zeiten in den 70ern des letzten Jahrhunderts noch einmal einen Boom. Letztes Jahr kamen 40 Mio. Besucher aus aller Welt. 'It was interesting and a lot of fun', meint Jeff.
Dann erklärt er mir noch, warum Coney Island immer ein Vergnügungsviertel für 'Lower Class People' war. Coney Island hat einen Metroanschluss. Daher haben Besucher mit niedrigem Einkommen ohne Auto die Möglichkeit zu einem Besuch. Das jedoch hält nun 'Middle and Upper Class People' fern, die sich nicht in die entsprechende Gesellschaft begeben und ihren Kindern die schlechten Umgangsformen und Ausdrucksweisen der 'Lower Class Children' ersparen wollen. So hat es mir zumindest Jeff erklärt.
Zum Schluss investiere ich noch ein paar Dollar in Jeffs 'Crazy Quarters Game'. Man muss Quarters (25 Cent Stücke) auf eine Spielfläche werfen und wenn diese in entsprechend markierten Bereichen liegenbleiben, bekommt man einen Punkt. Wider Erwarten erziele ich 2 Punkte und gewinne einen kleinen roten Plüschbären, den ich von nun an als Glücksbringer während meiner Reise betrachte.
Currently playing in the background: Blue Things - The Coney Island Of Your Mind
Verfasst um 04:10 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Mitten auf dem Times Square steht Paul und verkauft Stickers mit dem Aufdruck "Cheney - Satan '08". Ich denke, schon wieder so ein spinnerter Verschwörungstheoretiker und frage ihn, ob er das wirklich ernst meint. Jedoch unerwarteterweise entpuppt sich Paul als netter, sympathischer Zeitgenosse, mit dem ich ein interessantes Gespräch über Politik und dann über Urlaub und Amerika im allgemeinen führe. Er argumentiert durchaus mit Fakten und ist sehr differenziert in seiner politischen Analyse. Er hebt sich wohltuend von den naiven Pace-Apologeten ab, die ohne politische Analyse und Alternative einfach nur für Frieden sind - das kostet ja nix. Jeff ist nicht grundsätzlich gegen Krieg - z.B. den Angriff Amerikas gegen Afghanistans hält er für gerechtfertigt, da Amerika selbst (am 11.9.2001) angegriffen wurde. Er ist jedoch vehement gegen den Irak-Krieg, da er seiner Ansicht nach auf Lügen basiert. Er hat auch einige Bücher geschrieben und ein eigenes Blog. Leider finde ich seine Visitenkarte im Moment nicht - daher hier leider kein Link.
Update: Habe seine Visitenkarte wiedergefunden. Auf seiner Website verkauft Paul alle möglichen Sticker und er hat auch schon zwei Bücher geschrieben. Er meinte, er kann gut davon leben. Hier sein Blog.
Currently playing in the background: Del Shannon - Hats off to Larry
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Hier in meinem Hotel in New York habe ich einen neuen Lieblingsfernsehsender. MNN - Manhatten Neigbourhood Network. In der ersten Sendung, in die ich zufällig reinzappe, verbreitet ein junger Mensch mit dem Aussehen eines Murnaz Kurnau politische Statements, die von einer neben ihm sitzenden jungen Frau in spanisch übersetzt werden. Ab und zu werden Zwischenfragen aus dem - nicht sichtbaren - Publikum gestellt. Die Aufnahmen wirken laienmässig und die Kamera wackelt schon mal. Der Mensch informiert das Publikum darüber, dass sie alle in einem Polizeistaat leben, der jegliche Freiheit und individuelle persönliche Entfaltung unterdrückt. Wegen des herrschenden ökonomischen Systems und der daraus resultierenden Macht des Geldes ist jede Wahl manipuliert. In diesem Stil geht es eine ganze Zeit lang weiter. Das herrschende System muss überwunden werden etc etc ... bla bla bla. Zum Schluss seiner Ausführungen erwähnt er auf eine Frage aus dem Publikum stolz, er sei Marxist-Leninist.
Nach diesem ganzen Sermon aus der Mottenkiste der Arbeiterbewegung spricht ein weiterer Genosse aus dem Studio eine Abmoderation vor den Konterfeis eines jungen Fidel Castro und - natürlich - des Helden aller Stalinisten und Sozialromantiker. Daneben eine Flagge Kubas. Der Moderator ist gekleidet wie die Karikatur eines Intellektuellen, der einen auf Verbrüderung mir der Arbeiterklasse macht. Legere Joppe, kariertes Hemd mit Krawatte und als Krönung eine Schiebermütze, das Insignum der Solidarität mit dem Proletariat. Faszinierend. So sah ein Arbeiter um die vorletzte Jahrhundertwende herum aus. Genau so antiquiert sind auch die Ideen, Analysen und Ausführungen der selbsternannten Vorhut der Revolution.
Als krönender Abschluss der Sendung dann noch etwas Kultur. Ein 'Video' mit nichtssagender Musik zu Bildern einer tristen, grauen und trostlosen Stadt - in den Augen der Macher wohl die Inkarnation des sozialistischen Paradieses.
An dieser Stelle möchte ich aus gegebenem Anlass das erste Mal mich selbst - aus einem älteren Blogeintrag - zitieren:
So, und jetzt soll mir bloss keiner mehr kommen mit einseitigen und gleichgeschalteten Medien in den USA. Derjenige soll erst einmal mehrere Wochen kreuz und quer durch die USA reisen, sich permanent die verschiedensten (!) Radio- und Fernsehprogramme reinziehen - dann darf er mit mir diskutieren. Ansonsten - Klappe halten!
Im nächsten Beitrag wird eine nur aus Frauen bestehende Organisation mit dem schönen Namen Delta Sigma Theta Sonority vorgestellt, die eine 'Rallye against Police Brutality' organisiert hat. Ich kann mir nicht helfen, aber alles was über Versammlungen und Aktionen dieser Vereinigung gezeigt wird, macht auf mich den Eindruck einer christlichen Sekte. Gemeinsames Singen, eine Einpeitscherin gibt Slogans vor, die alle anderen nachschreien bzw. -singen. Ich will jedoch eingestehen, dass ich evtl. die haitianische Mentalität falsch interpretiere (die Gründerin und wohl die meisten Mitglieder stammen aus Haiti).
In einem späteren Beitrag wird eine obskure Stripshow gezeigt, mit total verwackelter Handkamera zu primitivstem Technosound mit unterirdischer Soundqualität.
Also die optimale Mischung für einen gelungenen Fernsehabend!
Currently playing in the background: Rocio Durcal - Amor Eterno
Verfasst um 20:39 Uhr in Fernsehen, Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
So macht Gechichte Spass. Ein animiertes Video über die Geschichte New Yorks, produziert von der New York Historical Society in Zusammenarbeit mit dem History Channel.
via No Fat Clips
Currently playing in the background: Pedro Infante - Las Mananitas
Verfasst um 19:22 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
My cousin in Tibet is an illiterate subsistence farmer. By accident of birth, I was raised in the West and have a Ph.D. The task of our generation is to cut through the illusion that we inhabite separate worlds. Only then we will find the heart to rise to the daunting but urgent challenges of global disparity.
Losang Rabgey, Ph.D., National Geographic Emerging Explorer and co-founder of Machik, a nonprofit helping communities on the Tibetan plateau
Zitiert nach 'The way I see it #288'. Unter dieser Rubrik erscheinen gedruckte Zitate (immer politisch korrekt) auf Starbucks Kaffee Bechern.
By the way: Seltsamerweise (aus meiner Sicht) haben viele Zeitgenossen etwas gegen Starbucks. Ich für meinen Teil fühle mich dort immer wohl. Sie haben den leckersten Tee (von Tazo), den man in Beuteln bekommen kann (meine Favoriten: Wild Sweet Orange und Organic Chai) für ca. 2 $ pro Becher, leckere, gesunde Snacks, Wireless Internet Access, ansprechendes Interieur und die Besucher sind fast ausnahmslos sympathische und angenehme Zeitgenossen.
Vielleicht kann mir mal jemand genau erklären, was gegen Starbucks spricht.
Currently playing in the background: Javier Solis - Sombras Nada Más
Verfasst um 19:13 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Ich mag U-Bahn fahren in Städten, die ich zum ersten Mal besuche. Erstens bekommt man dadurch ein Gefühl für die Stadt und die dazugehörigen Menschen. Und zweitens ist
es faszinierend, an einer bestimmten Stelle in den Untergrund zu gehen und kurze Zeit später in einer anderen Welt wieder aufzutauchen.
Ich steige also an meinem Hotel in der Upper West Side von Manhattan in die Metro, fahre mit der Linie 1 downtown und tauche an der 23rd Street im Distrikt Chelsea wieder auf. Und alles ist auf einmal ganz anders. Nicht unbedingt äusserlich, jedoch Atmosphäre und Schwingungen sind ruhiger, entspannter. Direkt um die Ecke der Metrostation gibt es einen Shop, der Plakate verkauft, basierend auf alten schwarz-weiss Photos von bekannten Künstlern wie den Beatles, Frank Sinatra, Dean Martin usw. Das hat was. Der Inhaber meint, diese Plakate seien nicht irgendwo abfotografiert, sondern wurden von den original Negativen hergestellt. Er hat da irgend einen Deal mit irgendwelchen Agenturen gemacht. Ein Bild kostet auch ab 500 $ aufwärts.
Beim Inder nebenan stärke ich mich erst einmal bei einem guten, preiswerten Mittagsbuffet. Ein wohltuender Gegensatz zu Manhattan, wo es fast nur entweder durchgestylte Esstempel mit durchgestylten Menschen oder die sog. Sportsbars gibt.
Einen Block weiter komme ich zufällig am traditionsreichen Chelsea Hotel vorbei. Ein Hotel mit Stil und Charakter, das mir auf Anhieb gefällt. Bei einem solchen Ambiente kann mir auch jedes Algonquin mit edlem holzgetäfeltem Interieur gestohlen bleiben. Ich frage an der Rezeption nach dem Preis der Zimmer und bin kurz davor, mein derzeitiges Domizil in den Wind zu schiessen und noch einmal ca. 800 $ zu investieren. Dann siegt jedoch schweren Herzens die Vernunft und ich gehe weiter Richtung Art Gallery District. Hier gibt es genau die MIschung aus Gallerien, Lokalen und heruntergekommenem Industrieambiente, das ich mag. Falls es ein nächstes Mal fuer mich in New York gibt, werde ich in dieser Gegend wohnen.
Leider haben heute alle Galerien geschlossen - wie immer Sonntags und Montags. Dafür setze ich mich vor einem netten Café 2 Stunden in die Sonne.
Ach ja, im Urlaub muss man ja auch etwas vom Wetter erzählen. Es kalt und klar und teilweise weht ein scharfer Wind. Jedoch tagsüber kann man gut in der Sonne sitzen.
Bei meinem Spaziergang durch Chelsea treffe ich mehrmals auf einen zweibeinigen, aufrecht gehenden Hasen. Genauer gesagt, einen als Hasen zurechtgemachten jungen Mann. Er trägt eine weisse Jeans, eine rosa Jeansjacke und 2 grosse weisse Hasenohren aus Plüsch. Das Gesicht ist perfekt zum Hasengesicht geschminkt, incl. zweier langer weisser Zähne. In der linken Hand trägt er eine kleine schwarze Plastiktüte. So läuft er zielstrebig durch die Gegend und winkt von Zeit zu Zeit den Menschen zu. Später sehe ich noch von weitem eine Frau mit denselben Hasenohren.
Zu solchen Situationen passt perfekt meine schon erwähnte Lektüre für New York, z.B. Sätze daraus wie diese:
Glaubten Nachtigallen an Gott? In jener Vergangenheit glaubten Nachtigallen noch nicht an Gott. Sie waren in Freundschaft verbunden. Und welche Stellung nahm der Mensch ein? Menschen und Nachtigallen sahen sich in der günstigsten Lage zu träumen: Sie hatten am Wald einen Mitschuldigen.
Visionär, der er war, hat sich Max Ernst auch schon zum Waldsterben (genauer gesagt: 'Fake des Waldsterbens') geäussert:
Wie wird der Tod der Wälder sein? Der Tag wird kommen, an dem ein Wald, der bis dahin Schürzenjaeger war, sich entschliesst, nur in alkoholfreien Lokalen, auf geteerten Strassen und mit Sonntagsspaziergängern zu verkehren. Er wird von eingemachten Zeitungen leben. Tugendgschwächt, wird er die bösen Gewohnheiten seiner Jugend vergessen. Er wird geometrisch, gewissenhaft, pflichtbewusst, grammatisch, richterlich pastoral, klerikal, konstruktivistisch und republikanisch werden ... Er wird ein Studienrat werden.
Da die Galerien geschlossen haben, gehe ich weiter downtown zum Greenwich Village. Auch hier fühle ich mich auf Anhieb zu Hause. Nette kleine Läden und Cafés und Restaurants. Im urigen 'Back Fence' wird Classic Rock gespielt. Hier erfahre vom Wirt einiges über die Regulierungswut der Behörden im Staate New York. Wenn live Musik in einer Bar dargeboten wird, gilt das Lokal als Cabaret und Kinder unter 14 Jahren dürfen sich - auch in Begleitung ihrer Eltern - nicht nach 8 p.m. im LOkal aufhalten - ausser ein entsprechendes Permit wurde beantragt. Für Kerzen auf dem Tisch muss ein 'Candle Permit beantragt werden und für eine Neonreklame am Fenster ein 'Permit for Neon Signs'. Handelt man ohne Permit zuwider, sind Strafen um die 600 $ fällig.
Currently playing in the background: [Italienische Opernarien hier im 'Coffee Roasters' in Sedona, Arizona]
Verfasst um 00:49 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Musik von Pere Ubu und Texte von Max Ernst korrspondieren bestens mit dem Rhythmus New Yorks. Gerade in solch einer Stadt sollte man sich folgender Aussage von P. Jordan bewusst sein, den Max Ernst in seinem Text 'Was ist Surrealismus?' zitiert:
Aber dieser Unterscheidung (von Aussen-und Innenwelt) wird eine Hauptstütze entzogen mit der experimentellen Widerlegung der Vorstellung, dass in der Aussenwelt Tatbestände vorliegen, welche unabhängig vom Beobachtungsprozess ein objektives Dasein besitzen.
Oder anders ausgedrückt: Your reality doesn't exist.
Obiges Zitat ist dem handlichen Bändchen Schnabelmax und Nachtigall entnommen, das ich hier in New York immer bei mir trage. Ich kann in der Metro mal eben ein paar Sätze lesen und sie passen immer zu der jeweiligen Situation.
Currently playing in the background: Pere Ubu - Street Waves
Verfasst um 03:52 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Verfasst um 18:21 Uhr in Natur | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Verfasst um 18:12 Uhr in Natur | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Wie ging es nun weiter nach der ersten Nacht in meinem Hotel? Das Chaos wurde nicht weniger - im Gegenteil. Überall auf den Treppen und Fluren campierende Menschen. Für die jüngeren ist es ein angenehmes Abenteuer - man sitzt die ganze Nacht mit Wein und Bier auf dem Flur und lernt Gleichaltrige aus aller Herren Länder kennen. Familien mit Kindern nach langem Flug und Jetlag sehen das natürlich anders. Und ich? Nach erheblichem - privatem - Stress zu Hause gerade die letzte Zeit und vor allem die letzten beiden tage vor meinem Abflug (ich hatte so gut wie keine Zeit der Vorbereitung) brauche ich unbedingt etwas Ruhe. Aber es hat ja nicht sollen sein. Dann denke ich, ich habe ja wenigstens ein Bett und sollen erst einmal die Familien mit Kindern versorgt werden.
Im Schlafsaal ist es total warm nachts, die Heizung lässt sich nicht herunterdrehen und alle Fenster sind zu. Für die anderen ist es so ok. Die herrschaften an der Rezeption sind einerseits völlig überfordert mit der Situation und andererseits habe ich den Eindruck, das alles geht ihnen am A... vorbei. Sie wiederholen gebetsmühlenartig, dass es nicht ihre Schuld sei und ein Fehler auf der Webseite vorlag. Das scheint sie dann aller Verantwortung und Bemühungen zu entheben. Nach der zweiten Nacht habe ich genug und werde etwas lauter an der Rezeption und verlange den Manager des Hotels zu sprechen. Die junge Frau meint, da kommt er gerade zur Tür herein. Ich spreche ihn an und er sagt, er wäre nicht der Manager, er hätte nichts mit dem Hotel zu tun und er wäre nur zufällig hier. Dabei zeigt er auf seine Kleidung und meint: Sieht so ein Manager aus? Aha. Die junge Frau an der Rezeption schaut weg. Interessant.
Ok, denke ich und mache mich auf den Weg zum Guggenheim Museum. Unterwegs schaue ich aus einer Eingebung heraus auf meinen Übernachtungsgutschein und entdecke die Tel.-Nr. einer Company, die hier in den USA die Buchung meines Reisebüros vermittelt hat (ok, ich weiss, viel zu spät, eigene Dummheit!). Ich rufe dort an (noch einmal ein grosses Lob an die Firma Cellion) und habe sofort eine nette junge, deutsche Frau am Telefon. Sie weiss schon Bescheid über das Chaos in meinem Hotel und sagt, dass es definitiv Schuld des Hotels sei. Sie hätten bewusst alle Buchungen angenommen und sich überbuchen lassen, um bei kurzfristigen Absagen keine leeren Zimmer zu riskieren. Sie verspricht, dort anzurufen und etwas für mich zu erreichen. Kurz darauf, ich stehe gerade vor der Kasse des Guggenheim Museums, ruft sie zurück. Und, oh Wunder, ja es gäbe die Möglichkeit, in einem anderen Hotel ein paar Blocks weiter unterzukommen in einem 'Privat Room'. Ich müsste jedoch möglicht schnell dort erscheinen. Ich bedanke mich vielmals, fahre mit dem Taxi zurück zum Hotel, packe in Windeseile meine Sachen und fahre zur angegebenen Adresse. Die macht auf den ersten Blick einen besseren Eindruck. Schönes Haus und sauberer. Interessanterweise treffe ich an der Rezeption den Nichtmanager aus dem anderen Hotel wieder. Ich lächele ihn an und sage: 'Hi, now we meet again'. Irgednwie versucht er, zurückzulächeln, sagt aber nichts dazu. Die junge Frau an der Rezeption ist ein Clon derjenigen vom Chaos-Hotel - jung, osteuropäisch aussehend mit langen, blondgefärbten Haaren. Ich fahre mit dem Aufzug in den 4. Stock, schliesse mein Zimmer auf und denke, eine Gefängniszelle ist ein Ausbund an Gemütlichkeit dagegegen. Der Raum ist kaum grösser als das doppelstöckige Bett. Ansonsten keinerlei Einrichtungsgegenstände.
Toll, denke ich, überlege kurz, ob ich vom Regen in die Traufe gekommen bin und fahre mit dem Aufzug zurück zur Rezeption. Ich frage den Nichtmanager, der hier das Sagen zu haben scheint, ob es nicht noch andere, 'normale' Zimmer hier im Hotel gibt. Er sagt, nein, alle seien von der gleichen Art und es sei noch das Beste, was er mir anbieten kann. Im Nebenhaus gäbe es noch Zimmer, die seien jedoch noch schlechter und es gäbe keinen Aufzug. Er schaut mir in die Augen und sagt: 'Believe me'. Soso. Ich drücke mich noch etwas an der Rezeption herum und bekomme mit, dass ein junges Paar neben mir in ein Zimmer mit 'Double Size Bed' eincheckt. Danach versuche ich es noch einmal und sage dem Nichtmanager, ich möchte ein Zimmer mit einem 'Double Size Bed'. Er schaut mich an, sagt: 'You want a Double Size Bed, let me see what I have' und schaut zusammen mit der geklonten jungen Frau in den Computer. Sie scheinen etwas gefunden zu haben, sind jedoch noch unschlüssig. Sie tauschen fragende Blicke aus. In diesem Moment denke ich, es ist etwas besseres vorhanden, sie sind sich jedoch noch nicht schlüssig, ob sie mir das Zimmer geben sollen oder versuchen, durch anderweitige Vermietung noch mehr Profit herauszuschlagen. Schliesslich nickt die junge Frau und dann auch der Nichtmanger und schickt mich ins Nachbarhaus. Und zum ersten Mal finde ich ein einigermassen akzeptables Zimmer vor. Ein grosses Bett, Raum zum Bewegen und sogar ein - funktionierender - Fernseher auf einer schönen Kommode. Allerdings weder Dusche noch Waschbecken im Zimmer. Aber das ist mir jetzt egal. Mehr ist im Moment nicht drin und ich entspanne mich.
Zum Abschluss meine Buchungswarnung vor dem Chaos-Hostel:
Warnung! Bitte nicht buchen!
Columbus Studio Hostel, 103 West, 83rd Street
Und hier die Adresse meines jetzigen Hotels:
Hotel Intercontinental, 506 West, 95th Street
Currently playing in the background: ['Smooth Jazz' hier in meinem Stamm-Starbucks (mit netten Menschen um mich herum]
Verfasst um 17:39 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (2) | TrackBack (0)
Verfasst um 05:43 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Der Times Square ist wirklich gigantisch und beeindruckend - auch wenn
es ein Ort ist, an dem es von Touristen nur so wimmelt. In einem
Kaufhaus für Spielwaren, das sich über mehrere Ebenen erstreckt, steht
im Eingang mal so eben ein Riesenrad, auf dem sich die Kleinen
vergnügen können. Dann gibt es übermannsgrosse Figuren,
alle aus Lego gebaut, z.B. einen Pirat oder die Freiheitsstatue.
Im Moment sitze ich übrigens in einem MacDonalds, der 24 Std. am Tag geöffnet hat, da mein Stamm -Starbucks schon um 23 h schliesst. Hier findet man fast überall ein 'Unsecured Network', in das man sich einwählen kann. Lange halte ich es hier jedoch nicht aus. Die Atmosphäre ist das genaue Gegenteil zu Starbucks - ungemütliches, helles Neonlicht und aus den Lautsprechern kommt Popmusik der schlimmsten Sorte: irgendein Mann oder eine Frau jaulen oder jammern etwas von Liebe - das soll dann wohl auch noch anspruchsvoll und 'soulig' sein. Das Publikum ist, vor allem spät nachts, dann auch dementsprechend. Da setze ich lieber meine Kopfhörer auf und nutze die Ressourcen meiner Festplatte:
Currently playing in the background: Pere Ubu - The Modern Dance
[Gerade tanzt übrigens ein Farbiger allein vor sich hin, passt sogar zu diesem Song.]
Verfasst um 05:21 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Nach dem Lydia Lunch - einen Tag später das Literaten Feeling. Ich sitze in der Lounge des Hotel Algonquin, wenige Minuten vom Times Square entfernt inmitten eines dezent luxuriösen Ambientes. Edles, holzgetäfeltes Interieur, umhüllt von unaufdringlichem, stimmungsvollen Licht. Zwei Japanerinnen spielen gedämpfte Barmusik, Klavier und Bass. Ich schlürfe einen 'James Bond Martini' (ja, genau so steht es auf der Karte) den besten, der überhaupt zu bekommen ist - wenn die Bemerkung eines Tischnachbarn den Tatsachen entspricht. Ich kann das nämlich nicht beurteilen, da er überhaupt nicht mein Geschmack ist. Jedoch ich wollte einfach einmal wissen, was hinter diesem Mythos steckt.
Hier im Alonquin haben lt. Website des Hotels 'literary giants and international luminaries for more than a century' verkehrt. Da befinde ich mich also in bester Gesellschaft.
Ach ja, auf die Idee zum Besuch dieses Etablissemants hat mich Herr Hannes Stein gebracht.
Currently playing in the background: [schöner Lounge Jazz hier im Starbucks Café - passend zu diesem Blogeintrag]
Verfasst um 03:37 Uhr in Reisen | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)
Jemand erzählte mit, dass in NY alle Parks mit free WIFI ausgestattet sind. Daraufhin erinnere ich mich wieder an diesen Blogeintrag und mach mich auf den Weg. Jetzt sitze ich hier im Bryant Park - ein kleines Fleckchen Grün umrundet von folgender Aussicht:
Mir ist schon in San Francisco aufgefallen - die Hochhäuser hier sind vielfältiger und interessanter als ich sie von Deutschland kenne - nicht einfach nur rechteckkge Glaskästen.
Currently playing in the background: [Menschenstimmen in allen Sprachen / Strassenlärm]
Verfasst um 23:49 Uhr | Permalink | Kommentare (0) | TrackBack (0)