Ivo Bozic beleuchtet kenntnis- und faktenreich Hintergründe und Perspektiven des Einzugs der Linkspartei in die Landtage von Hessen und Niedersachsen.
Alles redet vom vermeintlichen Linksruck, von »Linksruck« aber redet kaum jemand. Dabei feiert die trotzkistische und antizionistische Splittergruppe, die sich im vergangenen Jahr aufgelöst hat, um möglichst wirkungsvoll in der Partei »Die Linke« mitzumischen, fröhlich Erfolge. Im Studentenverband »SDS. Die Linke« spielt sie eine wichtige Rolle, und mit dem im September gegründeten Netzwerk »marx21« hat sie eine eigene Unterorganisation für ihre Leute in der Linkspartei geschaffen. Mit dem Bundesvorstandsmitglied der Linken, Janine Wissler, zieht in Hessen auch eine frühere Linksruck-Aktivistin in den Landtag ein.
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Unter den elf künftigen Abgeordneten finden sich zwei mit DKP-Vergangenheit und ein aktiver DKP-Kader. Christel Wegner ist seit 40 Jahren bei den Kommunisten organisiert und deren Landesvorsitzende in Niedersachsen. Ihr Landtagsmandat wurde von der DKP begeistert gefeiert.
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Auch der ehemalige DKP-Kader Manfred Sohn ist ein antiimperialistischer Theoretiker und widmet sich im Gegenzug, wie sein Spezi Dehm, leidenschaftlich der nationalen Frage. Diether Dehm zitierte ihn in einem Artikel mit diesen geradezu lyrischen Zeilen: »Die ersten Klänge, die der werdende Mensch - noch im Leib seiner Mutter - hört, werden ihn bis zum Tode als Muttersprache begleiten. Die ersten Eindrücke von unserem Globus, die Art der Bäume, die Länge der Tage, die Weite oder Enge des Blicks prägen den heranwachsenden Menschen ebenso bis ans Lebensende, in welche Landstriche ihn immer die wütenden Kämpfe unserer Tage auch treiben mögen. Dort ist seine Heimat, und je mehr sie ihm gestohlen, geraubt, entfremdet wird, desto mehr entsteht entweder eine Leere in der Seele oder die Sehnsucht nach dem Verlorenen.«
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Die tatsächliche Gefahr, die von der Linkspartei ausgeht, besteht in der nationalbolschewistischen Allianz aus ehemaligen Sozialdemokraten wie Lafontaine und Dehm mit alten Stalinisten - aus West und Ost. Mit dem verkürzten, tendenziell völkischen Antikapitalismus, wie ihn diese Leute vertreten, sind unappetitliche Bündnisse in die Mitte der Gesellschaft und bis nach Rechtsaußen möglich.
Darüber würde ich - bei einem oder mehreren Gläsern Wein - gern einmal mit meinem ehemaligen Kollegen aus dem immer noch vorhandenen linken Buchladen in Bilk sowie unserem (ehemals?) trotzkistischen Studienkollegen diskutieren. Aber seit meinem letzten Besuch in dieser Basisbuchzentrale habe ich trotz Nachfrage per E-Mail keine Rückmeldung mehr bekommen. Ich überlege mir ernsthaft, ob das an Artikeln wie diesem in meinem Blog liegt, das ich dort publik gemacht habe.
Was hat übrigens ein linker Buchladen seinen Besuchern heutzutage zu bieten? Auf deren Homepage fällt als Erstes das hier ins Auge:
Wenn das nicht fortschrittlich ist...
O je, jetzt kann ich mir eine Rückmeldung meines ehemaligen Ladenkollegen wohl ganz abschminken...?
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