GRÜNGESÄGTES GESTEIN LAG AUF DEM HOF. AUF DEM HOF hinter dem grossen schwarzen Tor mit den roten Buchstaben ASH. Alle Anwesenden standen halb sprachlos, halb kopflos herum. Diejenigen ohne Kopf waren den Stummen gegenüber im Nachteil, denn sie konnten nicht einmal mehr sehen, was ihnen den Kopf gelöst hatte.
Die Stummen betrachteten abwechselnd ihre kopflosen Kollegen und das grüngesägte Gestein und ärgerten sich, dass siei sich nicht über Letzteres unterhalten konnten. Nur selten war eine derartige Anhäufung von Ratlosigkeit zu beobachten gewesen. Das letzte Mal waren es gelbseidene Igel, die jedoch eher betroffen als ratlos machten.
STADTRAT PETER MACHT HATTE IHNEN DAMALS GERATEN, EINEN KLEINKREDIT AUFZUNEHMEN, UM DIE GELBE SEIDE IN DIE ÜBLICHEN SCHWARZEN STACHELN UMZUWANDELN. Ob er auch diesmal Rat wusste?
Schleppende Schritte näherten sich dem grossen schwarzen Tor. Alle (bis auf die Kopflosen) drehten erwartungsvoll ihren Kopf in Richtung Eingang. WAR ES DER RATBRINGENDE RAT ODER EIN VERUNGLÜCKTER RADFAHRER, DER ZU FUSS WEITERGEHEN MUSSTE?
Die Spannung stieg ins Unerträgliche. Leiber begannen zu zucken, Köpfe zu zittern (natürlich nicht die der Kopflosen), sowie Gedärme sich selbsttätig zu entlüften. Das dadurch verursachte Geräusch ging unmerklich über in das Knarren des sich langsam öffnenden Tores. AUF DEN HOF TRAT......
leider nur J., der sagte, so einen Quatsch mit grüngesägtem Gestein, gelbseidenen Igeln, sprach- und kopflosen Menschen gäbe es doch garnicht und WIR SOLLTEN DOCH SCHLEUNIGST WIEDER AN DIE ARBEIT GEHEN! In diesem Moment hatte der graue Alltagstrott uns wieder und ein jeder kehrte an seinen Arbeitsplatz zurück. Als erste setzen sich R.G. und B.S. in Bewegung; die letzten waren A.S. und Dietmar Nass. Letzterer trank sich jedoch erst noch einen Kaffee, bevor er sich endlich aufraffen konnte.
Findest Du die durch die Namenwahl in obiger Geschichte grob skizzierten Charaktere der betreffenden Personen zutreffend beschrieben oder würdest Du andere Namen in anderer Reihenfolge einsetzen?
Wenn ja, bitte welche?
Minimal redigierte Fassung eines von meiner Wenigkeit verfassten Traktats aus den 80ern des vorigen Jahrhunderts (die Namen wurden verklausuliert).
Dieses Traktat habe ich damals unter den Mitarbeitern der - real existierenden - Arbeitslosenselbsthilfe (ASH) Monheim verteilt. Ich war dort zu dieser Zeit als Inhaber einer ABM-Stelle für die Finanzen und die Buchhaltung sowie das Café zuständig. (Die Arbeit im Café machte mir mehr Spass - es war ein beliebter Treffpunkt der Punks aus der Umgebung, nicht zuletzt wegen der von mir aufgelegten Musik.) Obiges Schreiben sollte die unterschiedlichen Ansätze, Positionen und Charaktere innerhalb des Mitarbeiterteams verdeutlichen und war als Gesprächsgrundlage für die nächste Krisensitzung gedacht. Ich glaube jedoch mich erinnern zu können, dass ich damit irgendwie nicht ernst genommen wurde und niemand die am Ende des Schreibens gestellten Fragen beantwortete...
Die ASH Monheim gibt es in abgewandelter Form unter dem Namen Sojus 7 übrigens immer noch.
Auf diesem Bild sind der Schreiber dieser Zeilen sowie ein Sozialarbeiter zu sehen - aufgenommen auf einem Punk-Festival auf den Monheimer Rheinwiesen, das von der ASH organisiert wurde.
Currently playing in the background: Amon Düül 2 - Luzifers Ghilom
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