Flagstaff, AZ, March,10 th, 7 PM: Dunja und ich sitzen in einer unspektakulaeren Sportsbar an der Theke und trinken Bier. Direkt vor uns spielt auf einem winzigen Podium Ray Rossi allein alte Blues Klassiker. Von Big Bill Bronzy, Ry Cooder, John Fogerty, Greg Allman, Johnny Cash etc... Seine Interpretationen sind sehr traditionell und jeder Song ist eine Verbeugung vor dem Original. Zu jedem Song gibt er einige Informationen zu seinem Ursprung und/oder seiner Geschichte. Zu einem Song von Johnny Cash erzaehlt er, dass er frueher als Moebelpacker und u.a. auch einmal fuer Johnny Cash gearbeitet hat. Waehrend dieser Arbeit kam ihm die Idee, diesen Song haerter als im Original zu spielen.
Wir trinken ein Bier nach dem anderen und mir gefaellt die Musik immer besser. Am besten die Stuecke im Bottleneck Stil. Im Laufe des Konzerts kommen noch ein Bassspieler und ein weiterer Gitarrist hinzu, die jedoch aus meiner Sicht gar nicht noetig sind.
Nach dem Konzert unterhalten wir uns noch nett. Dunja kennt Ray, da er Lehrer an irgendeiner Schule fuer Schmuckdesign ist und sie bei ihm gelernt hat. Ray ist ein total offener, netter und herzlicher Mensch, der das Herz auf dem rechten Fleck hat. Er erinnert mich sowohl in Aussehen als auch in seiner Art uebrigens an den Paechter meiner zukuenftigen Behausung, der auch Musiker ist.
Ray Rossi plays the Blues
Anschliessend ziehen wir weiter durch Flagstaff. Wir kommen am traditionsreichen Hotel Monte Vista vorbei, in dem auch gerade eine Veranstaltung laeuft. In der Monte Vista Cocktail Lounge spielen einige Indie Bands. Aus irgendeinem Grund muessen wir keinen Eintritt zahlen und bekommen am Eingang direkt einen Stempel. Ich bin total begeistert von der Band, die gerade spielt. Sie hat den deutschen Namen Rademacher und kommen aus Fresno, CA. Ich stege von Bier auf Margarita um und geniesse die Musik. Die Musiker sehen teilweise lustig aus. Ein Gitarrist hat einen Seehundschnaeuzer und seine nackten Fuesse stecken in ausgelatschten Sandalen. Das ist mir sofort sympathisch (da extrem 'unpraetentioes'). Nach dem Konzert spreche ich ihn daraufhin an und er meint, er trage diese Sandalen 365 Tage im Jahr. Nach und nach kommen die anderen Bandmitglieder hinzu und wir unterhalten uns angeregt. Alle sind total nett und aufgeschlossen (ja, ich weiss, das wiederhole ich jetzt schon zum x-ten Mal - aber, es stimmt einfach, so habe ich das noch in keinem Land und in keinem Urlaub erlebt - was soll ich machen?). Der Name 'Rademacher' kommt uebrigens von der deutschen Grossmutter eines der Bandmitglieder. Auch hier erlebe ich ein fuer mich ungewohntes Trinkverhalten: 'Wodka Cranberry'. Ich kaufe von der suessen jungen Bassistin fuer einen Sonderpreis von 20 $ alle 4 CD's, die Rademacher bisher veroeffentlicht haben.
Rademacher ganz unpraetentioes
Danach spielen EKUK aus South Bay, CA. Sie sind musikalisch eigentlich sehr gut, ich mag sie jedoch nicht so sehr, da sie mir irgendwie zu stylish und poserhaft sind.
Irgendwann verabschieden sich Rademacher in der Hoffung, dass wir uns irgendwann in Deutschland wiedersehen, denn sie moechten sehr gern mal eine Europatournee machen.
Der Margarita schmeckt mir immer besser und irgendwann sagt jemand zu mir: 'You cannot sleep here'. Peinlich peinlich. Da weiss ich, dass es Zeit fuer mich ist, in das nahegelegene Youth Hostel in der Nahe des Bahnhofs zu gehen, in dem Dunja und ich in weiser Voraussicht ein Zimmer gemietet haben (Dunja ist schon frueher schlafen gegangen). Ich liege im Bett und schlafe beim charakteristischen Pfeifen der vorbeifahrenden Santa Fe Railroad ein.
Also alles in allem ist das dann doch noch ein schoener Abend geworden.